Claire Legrand: Lichtbringer - Die Empirium-Trilogie 3 (Buch)

Claire Legrand
Lichtbringer
Die Empirium-Trilogie 3
(Lightbringer, 2020)
Übersetzung: Alexandra Rak und Ariane Böckler
Titelbild: David Curtis
Arctis, 2021, Hardcover, 702 Seiten, 22,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Tausende Jahre ist es her, dass die Engel auf Erden wandelten, Chaos und Leid verursachten. Erst die sieben Heiligen konnten sie besiegen und in einem magischen Gefängnis einsperren. Es ist prophezeit, dass die Pforte tief im Norden nicht ewig hält und mit dem Auftreten der Blutkönigin, die über alle sieben Spielarten der Element-Magie gebietet, fallen wird.

Eine Hoffnung hat die Menschheit dann noch: dieselbe Prophezeiung weissagt den Auftritt der Sonnenkönigin, die ebenfalls über alle sieben Spielarten der Begabung verfügt und die Macht hat, die Menschheit vor den sie knechtenden Engeln zu retten. Dass beide zur selben Zeit auf Erden wandeln, steht allerdings nirgends geschrieben.

Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt der über drei Romane erzählten Handlung. Über Jahrhunderte getrennt durch die Ufer der Zeit, verbindet sie doch das Band der Verwandtschaft, auch wenn sie einander kaum kennen lernen durften. Beide meinen es gut, suchen Frieden und Aussöhnung, wollen das Beste für die Menschen. Und doch sind sie unterschiedlich, wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten.

Rielle ist die Tochter eines geachteten Generals. Sie findet Zugang zu ihren Talenten der Elementherrschaft und wird, verführt von einem entflohenen Engel, angeleitet, die Welt zu retten - doch dann nimmt sie die Weissagung an und öffnet die Pforte.

Jahrtausende später wurde die ehemalige Attentäterin Eliana von ihrem Liebhaber verraten und an Corien übergeben. Um sein Ziel zu erreichen und Eliana zu zwingen, in der Zeit zurück zu reisen um Rielle daran zu hindern, sich selbst und mit ihr alle Magie auszulöschen, foltert der gefallene Engel seine Gefangene.

Als sich der mysteriöse Prophet endlich offenbart, erhalten beide Königinnen eine neue, eine letzte Chance. Werden sie sich für Erlösung und Frieden entscheiden, oder kommt es zur geweissagten Zerstörung all dessen, was ihre Welt ausmacht?


Die Handlung setzt am Cliffhanger des vorigen Teils an. Durch die Zeitreise vermischen sich die bislang parallel laufenden Erzählebenen, was den Leser ein klein wenig fordert. Fordert insoweit, als dass das Figurenkarussell noch einmal ausgeweitet und damit ein bisschen unübersichtlicher wird; gleichzeitig fallen durch das Mittel der Zeitreise einzelne Charaktere recht abrupt weg.

Der Schwerpunkt - insbesondere was die Dramatik anbelangt -verschiebt sich eindeutig in Richtung Rielle. Diese wird als von ihrer Macht verzehrt gezeichnet, scheint immer mehr die Beziehung zur Realität zu verlieren. Mehr wird hier, der Spannung wegen, besser nicht verraten.

Claire Legrand legt gefühlt noch einmal eine Schippe drauf. Sehr bildhaft lässt sie vor den Augen der Leser ihre Welt entstehen, nutzt immer wieder unerwartete Wendungen, um auf diese Weise mehr Spannung in ihrem Plot zu erzeugen.

Letztendlich kann man der Verfasserin attestieren, ihrem Publikum eine ungewöhnliche High-Fantasy-Welt vorgestellt zu haben, in der die über Jahrhunderte getrennten Handlungsstränge lange parallel laufen, bevor die in diesem Band zufriedenstellend zusammengeführt werden. Das Finale erweist sich als in sich stimmig, spannend und dramatisch - High Fantasy, abseits der ausgetretenen Pfade, die den Leser (vielleicht ein ganz klein wenig zu lange) in eine ungewöhnliche Welt entführt und mit faszinierenden Figuren vertraut macht.