Falk Röbbelen: Chimäre (Buch)

Falk Röbbelen
Chimäre
2021, Paperback, 392 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1970 geborene Falk Röbbelen lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er ist Jurist und Unternehmer, leitet eine Agentur, die zum Beispiel digitale Dachwerbesysteme auf Taxen vermarktet. Mit dem Schreiben begann er bereits während seines Studiums und brachte zwei Musicals auf die Bühne, später einen Roman. „Chimäre“, sein zweites Buch, beginnt wie ein Krimi, endet dann aber wie ein Thriller, bei dem jede Minute zählt.


Eine Frau wird ermordet aufgefunden. Sie ist an ihr Bett gefesselt und so führen die Spuren schon bald in die BDSM-Szene. Doch noch brisanter ist der Fund, den die Beamten des hinzugezogenen Landeskriminalamtes dann im Sportflugzeug der Toten machen, denn das ist mit C4, einem hochgefährlichen Sprengstoff aus militärischen Beständen, gefüllt.

Da ein letzter Brief der Toten auf eine Erpressung hinweist, wird sofort Terror-Alarm ausgelöst und das Bundeskriminalamt schickt mit Samantha Baumann eine toughe und zielstrebige Ermittlerin nach Hamburg, die schon bald Marten Stolzin, einem der Hamburger Ermittler, den Kopf verdreht, während sein Partner Jo Hersig sich von ihr abgestoßen fühlt.

Aber sie müssen zusammenarbeiten, wenn sie das Rätsel lösen wollen, bevor es zu spät ist. Denn jede Sekunde zählt, da die ernsthaften Spuren dünn gesät sind und jeder kleine Hinweis zählt, mag er zunächst noch so abwegig wirken.


Mit einem guten Maß an Phantasie, aber auch dem Wissen aus seinem Studium und an welche Stellen er sich wenden musste, um die Geschichte so glaubwürdig wie möglich zu gestalten, macht sich Falk Röbbelen ans Werk und entführt schnell in eine Ermittlung, die gleich zwei Handlungsfäden hat, die sich zwar unabhängig voneinander entwickeln, aber doch immer wieder ineinander zu greifen scheinen.

Da ist auf der einen Seite der Mord an der Frau, der auf ein Verbrechen aus sexuellen Gründen abzielt und vielleicht einen klassischen Mörder zu verraten droht, auf der anderen Seite weiß der Leser durch zusätzliche Szenen schon ein wenig mehr als die Figuren und darf so mitfiebern, ob die Ermittler die Pläne der Terroristen rechtzeitig enthüllen und das Schlimmste verhindern können.

Das klingt glaubwürdig, denn durch den heute stark vernetzten Welthandel und auch die Schwächen, wann immer Menschen involviert sind, sind die entsprechenden Mauscheleien durchaus möglich, Verbrecher in der Lage, Waffen und anderes unter dem Radar durchzuschmuggeln.

Zudem lernt man auch die beiden Hauptermittler Jo und Marten gut kennen, deren kollegiale Zweisamkeit dann allerdings durch eine dritte Person gestört wird, was einem der Männer nicht sonderlich gefällt und den anderen umso mehr ablenkt.

Die Geschichte wirkt sehr realistisch, was die Ermittlungsarbeit angeht, denn in großen Teilen könnte der Plan der Terroristen durchaus Erfolg haben, wenn nur eine der staatlichen Stellen unaufmerksam ist. Im Verlauf der Handlung werden die zentralen Figuren zudem facettenreicher und sorgen für überraschende Wendungen, so dass sich die verschiedenen Elemente geschickt ineinander fügen. Manchmal kommt zwar auch Kollege Zufall dem Ganzen zur Hilfe, aber das sorgt dafür, dass die Handlung rasant erzählt bleibt und den Leser bei der Stange hält. Die Thriller-Handlung ist jedenfalls gut durchdacht, der ursprüngliche Krimi bedient dafür Einiges an Klischees, die es aber auch leicht machen, dem Täter zu folgen und sich ganz auf die bedrohlichere Ermittlung zu konzentrieren.

„Chimäre“ vereint eine interessante Idee mit anderen eher vertrauten Krimi-Elementen und bietet so einen Thriller, der sich nach und nach zu einem rasanten Countdown gegen die Zeit entwickelt, aber auch den Hauptfiguren die Möglichkeit gibt, sich weiter zu entwickeln und dem Leser so ans Herz zu wachsen.