Jay Kristoff: Stormdancer - Der Lotuskrieg 1 (Buch)

Jay Kristoff
Stormdancer
Der Lotuskrieg 1
(Stormdancer, 2012 )
Übersetzung: Aimée de Bruyn Ouboter
Titelbild: Jason Chan
Karte: David Atkinson
Kanji-Design: Araki Miho
Cross Cult, 2021, Paperback, 528 Seiten, 14,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Shima hat schwere Zeiten durchgemacht. Das Inselreich befindet sich nach wie vor in einem Krieg mit den Langnasen, die Gilden haben sich verselbstständigt, überall herrschen Hunger, Not und Gewalt. Selbst der Göttliche, der als Shogun eigentlich für die Einhaltung von Gesetz und Ordnung zuständig wäre, kümmert sich mehr um seine eigenen Gelüste, als um sein Land.

Über den von Abgaswolken verhangenen Himmel ziehen Luftschiffe, der Erde werden durch die immer mächtiger werdende Lotusgilde ihre Schätze mitleidlos und ohne Rücksicht auf die Arbeiter entrissen.

Eines Tages hat der Shogun einen neuen Einfall: Ein Traum hat ihn dazu inspiriert, dass er unbedingt einen Donnertiger, ein mystisches Wesen, haben will. Das Dumme daran - die Donnertiger sind seit Jahrzehnten ausgestorben.

Doch des Shoguns Wunsch ist Befehl; der Jagdmeister macht sich, begleitet von seiner Tochter Yukiko, auf eine Expedition in eine Region, in der die Umwelt noch urwüchsig und nicht zerstört und in der Magie noch alltäglich sind und Freiheit noch gelebt werden kann - unerhörte, verbotene Ideen, die sich hier im Kopf unserer jungen Frau manifestieren…


Der australische Autor ist bei uns vornehmlich für seine zu Recht gefeierte „Nevernight“-Trilogie bekannt. Mit dieser bei Tor im Hardcover erschienen Reihe, hat er sich Dank einer faszinierenden Welt, einer mitreißenden Erzählerin und ganz viel Sense of Wonder in die Herzen der Leserinnen und Leser und auf die Beststeller-Listen geschrieben. Daneben erscheinen bei uns seine in Kooperation mit anderen Autoren verfassten Jugendbuchreihen bei dtv. Derzeit wartet die internationale Lesergemeinde auf den ersten Band eines neue Dreiteilers unter dem packenden Titel „Empire of the Vampire“.

Vorab aber kredenzt uns Cross Cult, nachdem Tor an der Debüt-Trilogie des Verfassers offenkundig kein Interesse offenbarte, diese in seinem Programm.

Mehr noch, es wartet nicht nur eine schön gestaltete Paperback-Edition auf den Käufer, der Verlag offeriert den Fans auch eine limitierte, meines Wissens inzwischen vergriffene Hardcover-Edition.

Fernöstliche Fantasy - das ist in Deutschland keine wirkliche Erfolgsgeschichte. Barry Hugharts „Meister Li“-Romane wurden hoch gelobt, Bestseller-Status erreichten sie ebensowenig wie Kai Meyers „Wolkenvolk“-Trilogie oder Lean Hearns „Otori-„Saga - um nur exemplarisch ein paar der Versuche, entsprechende Titel bei uns zu platzieren, zu nennen..

Kristoff hält für seine Protagonistinnen zumeist jede Menge Gefahren, Leid und Schmerzen bereit. Dies ist vorliegend nicht anders. Allerdings greift er, geschickt in seine abenteuerliche Handlung verpackt, auch durchaus ernste Themen mit auf. So zeigt er recht drastisch auf, was Umweltverschmutzung und ungezügelter Merkantilismus mit unserem Lebensraum anstellt, inkludiert Vorurteile und Emanzipationsbemühungen, ohne dass dies im Plot aufgesetzt wirken würde.

Die Charakter-Entwicklung der überschaubaren Anzahl handlungsrelevanten Figuren ist in sich überzeugend, rasante Action-Sequenzen wechseln sich mit eher ruhigen Passagen ab, in denen wir mehr über die Figuren erfahren,

Letztlich bleibt ein guter Eindruck zurück. Kristoff zeigt sein Talent, deutet an, welch guter Erzähler er ist; auch wenn er ein paar wenige Male auch recht klischeebehaftet erzählt. Ich bin gespannt, wie er im Mittelteil der Trilogie die Fäden aufgreifen und weiterführen wird.