Anthony Ryan: Das Schwarze Lied (Buch)

Anthony Ryan
Das Schwarze Lied
Rabenklinge 2
(The Black Song, 2020)
Übersetzung: Sara Riffel
Titelbild: Federico Musetti
Hobbit Presse, 2021, Hardcover, 590 Seiten, 25,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Einst war er ein Kriegsmönch im Dienst eines Totenkults. Dann hat er fünf lange Jahre in einem alpiranischen Kerker verbracht, weil er den Erben des Kaiserthrons umgebracht hatte. Während des Krieges war er General, verlor viel zu viele Freunde und herrschte im Namen seiner Königin als Turmherr der Nordlande. Eines aber, war er nie: wirklich glücklich!

Die Rede ist von Vaelin Al Sorna, der einmal mehr im Zentrum dunkler Magie und blutiger Schlachten steht. Der Feind regt sich erneut - dieses Mal eigentlich weit vom Reich seiner Königin entfernt, doch was sind Entfernungen für den ewigen Widersacher?

Auf der Suche nach Sherin, die sich in den fernen Westen der Reiche der Kaufmannskönige zurückgezogen hat, begegnet er ihm das erste Mal. Die Rede ist von Kehlbrand, genannt Dunkelklinge, ein Mann, von einem schwarzen Stein berührt und verändert, selbsternannter Gott und Anführer eines Kreuzzugs, der die Welt unter seine Fuchtel zwingen könnte - und der sich als sein Widersacher entpuppt.

Dass sie Beide sich so ähnlich sind, dass sie gar denselben Namen, Dunkelklinge, tragen und ihn seine Gegner nur mehr unter der Bezeichnung „Namensdieb“ jagen, ehrt unseren Krieger. Allerdings weiß er auch, dass der anstehende Konflikt verlustreich und brutal sein wird - etwas, dem er eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Doch was sind schon die besten Grundsätze, wenn das Schicksal zuschlägt?

Während die wilden Horden der Stahlhast die Königreiche eines nach dem anderen erobern, versucht Vaelin dem neu ausgerufenen Kaiser eine Chance im anstehenden Konflikt zu verschaffen. Er sucht und findet Verbündete, baut sowohl eine Flotte wie ein Heer auf und ahnt doch, dass letztlich all dies umsonst sein wird.


Vorliegender Band schließt ohne jegliche Zäsur an „Das Lied des Wolfes“ an. Es wäre nett gewesen, wenn uns der Verlag eine zumindest kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse an die Hand gegeben hätte, da diese, zum Verständnis des Plots, unabdingbar sind.

Der Roman selbst bietet dem Leser, gerade im Vergleich zum Vorgängerband, wenig wirklich Neues in Sachen Charakter-Entwicklung oder der Einführung neuer Handlungselemente.

Ja ich weiß, Vaelin empfängt wieder eine Gabe, die ihn ihn zu beherrschen sucht und leiden lässt, nur tritt dieses Leid und der Kampf um seine Selbstbestimmung fast ganz in den Hintergrund.

Wir eilen mit ihm vom Brennpunkt zu dem nächsten Ziel seines Widersachers, verfolgen mit, wie er sich müht, allen Widerständen zum Trotz, einen organisierten Widerstand gegen die angreifenden Horden und die vor Anbetung tumben Gläubigen zu organisieren, lernen dabei unterschiedlichste Gebiete und deren Bewohner kennen.

Wie wir dies aus den bisherigen Veröffentlichungen des Zyklus gewohnt sind, wird jede der vier Teile des Buches durch ein Kapitel aus Sicht eines der Gegner unseres Protagonisten eingeleitet. Mittels dieses Kniffs bekommen wir nähere Einsicht dahingehend, was sich bei den Jägern tut, welche Ziele der selbsternannte Gott hat und wie er diese durchzusetzen gedenkt.

Anthony Ryan konzentriert sich vorliegend ganz auf das, was er sehr, sehr gut kann: der actionreichen Beschreibung von Kämpfen. Und gekämpft, geblutet, gelitten und gestorben wird viel in diesem umfangreichen Roman.

Jeder, dem die ausgiebigen Schlachtgemälde eines R. Scott Bakker, Joe Abercrombie oder David Gemmell gefallen, der wird hier voll auf ihre oder seine Kosten kommen. Dass diese vielen Kampfbeschreibungen in ihrer Summierung nicht langweilig werden oder sich wiederholen zeigt, welch versierter Autor Anthony Ryan ist.