Valentina Cebeni: Das Limettenhaus (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 25. Juli 2021 21:50

Valentina Cebeni
Das Limettenhaus
Penguin, 2021, Taschenbuch, 512 Seiten, 10,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Zwar wurde Valentina Cebeni 1985 in Rom geboren, ihre Liebe gehört jedoch der Küste Sardiniens und dem türkisblauen Meer. Neben dem Schreiben liebt sie es auch noch zu Kochen, zu Backen und die Geheimnisse ihrer Familie wiederzuentdecken. Inzwischen hat sie schon einige Romane verfasst, der neueste ist „Das Limettenhaus“.
Eine Fehde zwischen zwei Familien, die durch die Entscheidung Evas befeuert wurde, nicht ihren Verlobten sondern ihre geheime Liebe zu heiraten, sorgt dafür, dass das Leben in Kuba Jahre später für die Frau, die inzwischen Witwe geworden ist, unerträglich wird. Daher geht sie schweren Herzens mit ihren vier Kindern nach Latium, um bei ihren Verwandten einen Neuanfang zu wagen.
Doch auch im Italien der 1930er Jahre warten auf Eva und ihre fast erwachsenen Töchter viele Herausforderungen, denn nicht alles ist so, wie es sein soll und Manches kommt ihr doch arg vertraut vor.
Dennoch beschließt Eva sich nicht unterkriegen zu lassen und ihren Weg zu gehen, auch und vor allem für ihre Kinder, selbst wenn man ihr manchen Stein in den Weg legt.
Der Roman beginnt mit einem Prolog in den 1920er Jahren, auch wenn die Handlung seltsam zeitlos erscheint und nur wenig über die Einschränkungen der jungen Frauen oder die gesellschaftspolitische Lage zu der Zeit gesagt wird. Das setzt sich auch im Italien der 1930er Jahre fort, in das die Hauptfigur mit ihren Kindern emigriert. Mussolini und die Faschisten sind kein Thema, einzig und allein der zunehmende Hass gegenüber den Juden wird angedeutet.
Ansonsten bewegt sich die Handlung mehr oder weniger in der gehobenen Mittelschicht. Die Hauptfigur und ihr Umfeld sind gut versorgt, müssen nicht ums Überleben kämpfen wie die Arbeiter in den Fabriken. Tatsächlich entwickelt sich Eva später auch noch zum Engel der Leute, die in einer Keksfabrik arbeiten.
Heraus kommt ein Gesellschafts- und Sittenroman, der sich auf die Figuren und ihre Befindlichkeiten konzentriert, alles andere aber eher außer Acht lässt. Rassenhass und politische Spannungen, all das spielt noch nicht wirklich eine Rolle - eher die Machtkämpfe innerhalb der Familie, vermischt mit Korruption und Veruntreuung und Frauen, die lernen müssen, sich zu behaupten, auch wenn es ihnen schwer gemacht wird.
Das Ganze liest sich flüssig und nett, bleibt aber nur wenig im Gedächtnis hängen, weil die Charaktere viel zu glatt sind und austauschbar wirken und die Autorin nicht wirklich in der Lage ist, die heißen Eisen anzufallen.
Letztendlich richtet sich „Das Limettenhaus“ an die Leserinnen, die Spaß an eher seichten und freundlichen Familiengeschichten mit ein wenig Liebesdrama und überschaubaren Konflikten haben, nicht aber an Zeitgeschichte und tiefer gehenden Problemen, die sich aus der Epoche und dem Hintergrund selbst ergeben.