M. H. Steinmetz: Mudlake - Willkommen in der Hölle (Buch)

M. H. Steinmetz
Mudlake - Willkommen in der Hölle
Mantikore, 2021, Paperback, 468 Seiten, 14,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die amerikanischen Staaten im Jahre 1863. Im Auftrag der Konföderierten verbreiten die Bushwhackers, eine Bande von mitleidlosen Renegaten, weit hinter der Frontlinie Angst und Grauen. Vor ihren Überfällen ist niemand sicher - Männer, Frauen, Alte ebenso wie Kinder werden gnadenlos gehetzt, skalpiert, massakriert, vergewaltigt und bei lebendigem Leib verbrannt. Mitleid, Empathie, Gnade kennen diese verrohten, bestialischen Männer nicht, haben sie ihre Seele doch für ihre Rache dem Teufel verschrieben.

Als die Marodeure bei einem Hinterhalt fast aufgerieben werden und ihr Anführer eine Kugel in den Schädel bekommt, scheint die Gefahr gebannt. Doch statt an dem Blei in seinem Kopf zu krepieren, wie er es verdient hätte, gibt der Getroffene eine teuflische Essenz in einer teerartigen Substanz an seinen Untergebenen weiter, bevor er sich in Mudlake, einem See in der Nähe eines kleinen Goldgräberdorfes, selbst versenkt.

Sein Stellvertreter auf Erden siedelt sich als Fleischer in Deadwood an, kommt, natürlich inkognito, zu Wohlstand und sichert seinem Boss den benötigten Nachschub an Nahrung. Alle paar Wochen macht sich ein streng gesicherter Tupp gen See auf, Durchreisende verschwinden scheinbar spurlos.

Gut einhundert Jahre später unternimmt die Klasse eines Waisenhauses ihre Abschlussfahrt in eben jenes Städtchen, in dem die Jungen und Mädchen schon sehnsüchtig erwartet werden.


Vor einigen Jahren erschien vorliegender Roman bereits einmal unter dem Titel „Dead Man’s Hand“. Nun legt Mantikore eine überarbeitete Version von M. H. Steinmetz’ Mix aus Western-, Splatter- und Horror-Roman auf.

Erstaunlich für mich war die Tatsache, dass die in mehreren Zeitebenen angelegte Handlung, die so unterschiedlichen Versatzstücke diverser Genres, gut miteinander harmonierten. Dabei darf sich die Leserin beziehungsweise der Leser auf einige harte Szenen vorbereiten. Steinmetz beschreibt die unmenschliche Brutalität der Outlaws sehr überzeugend, das ist stellenweise schon harter Tobak.

Stilistisch nicht unbedingt herausragend liest sich der Roman flüssig auf einen Rutsch. Die Figuren entsprechen dabei gängigen Stereotypen, die Handlung weist für erfahrene Horror-Fans wenig überraschende Wendungen auf. Das soll aber beileibe nicht heißen, dass der Roman nicht Potential hätte. Dem Plot gelingt es eine glaubwürdige Brücke von den Western-Kapiteln zu den Geschehnissen der Jetztzeit zu schlagen. Die Gewaltdarstellung - aber auch das Unheimliche - wird Anhänger des Genres gut bedienen.