Michael Siefener: Der Ausbruch (Buch)

Michael Siefener
Der Ausbruch
Titelbild und Innenillustrationen: Jörg Kleudgen
Edition Dunkelgestirn, 2021, Hardcover mit illustriertem Schuber, 138 Seiten, 34,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Eric Hantsch ist zurück - bereits zum zweiten Mal unter der neuen Verlagsbezeichnung Edition Dunkelgestirn präsentiert er dem Freund anspruchsvoller dunkler Phantastik ein Buch, das handwerklich wie inhaltlich Maßstäbe setzt. Vorliegend keine Anthologie, sondern ein Kurzroman - aber was für einer! Jeder, der sich im Bereich der deutschsprachigen Phantastik auskennt, werden die Namen Michael Siefener und Jörg Kleudgen etwas sagen.

Der eine ist ein versierter, gefragter Übersetzer im Bereich der Fantasy und des anspruchsvollen Horrors sowie ein überaus geschätzter Autor eigener Phantastik, der andere ist Musiker, Herausgeber, Verlagsinhaber, Autor und Illustrator, der sich der dunklen Phantastik annimmt.

Vorliegend vereinen sie ihre Talente. Michael Siefener steuert einen Text bei, Jörg Kleudgen kongeniale Illustrationen und Eric Hantsch macht daraus ein Buch, das auch von seinem Satz, seiner Typographie her etwas ganz Besonderes ist.


Kurz zum Inhalt. Es geht um Buchliebhaber, Sammler, Antiquare, Verleger und Autoren. Ein Schriftsteller, der sich auf Biographien verlegt hat nachdem ihn seine Muse verlassen hat, macht sich auf die Suche nach seinem verschollenen Vater. Dabei stößt er auf Hinweise auf ein mysteriöses Buch, das in einer limitierten Auflage von nur 50 Exemplaren gedruckt, schlicht verschwunden ist. Nur ein unnummeriertes Exemplar wird ab und an in einem etwas mysteriösen Antiquariat aufgefunden und führt seinen jeweiligen Besitzer und Leser zu einer ganz besonderen Lesung - von der dieser nicht zurückkommt...


Eric Hantsch produziert Bücher, mit denen er keinen Gewinn erwirtschaften möchte. Das ist, gerade in unserer Zeit, in der die Sucht nach Reichtum, in der Erfolg nur an monetärem Prosperität festgemacht wird, etwas Ungewöhnliches - ja etwas Unerhörtes. Gleichzeitig gibt dieser Ansatz dem Verleger die Möglichkeit, sich ganz auf die Produktion der Titel zu konzentrieren. Was in unserem heutigen Business undenkbar ist, die sorgfältige Auswahl von Material, von Typographie, Buchschmuck, das ist bei ihm Usus.

So ist es wenig verwunderlich, dass den Käufer der sicherlich nur zu bald vergriffenen Auflage - je Interessent wird nur ein Exemplar abgegeben, um unseriöse Geschäftemacherei zu unterbinden - ein Buch erwartet, das den Inhalt auch graphisch und handwerklich umsetzt.

Das Verschollene Buch „Der Ausbruch“ etwa ist mit eigener Seitennummerierung in den Text mit eingebunden. Vignetten, Kapitelbezeichnungen sowohl als Kopfzeile als auch vertikal am Rand, besondere Seitennummerierung, dazu hochwertige Fadenheftung, geprägter Kunstledereinband und Lesebändchen - bibliophiles Herz, was willst du mehr?

So ist es ein rundum gelungenes Buch geworden. Ein Buch zum Lesen, ein Buch zum einfach nur in die Hand nehmen um es durchzublättern, ein Buch zum ins Regal stellen - wo es aber sicherlich nicht lange bleiben wird. Ein Werk, das inhaltlich ebenso wie optisch und haptisch etwas Besonderes ist, ein Kleinod, wie es sie heutzutage viel zu wenige gibt.