Andi Maas: Beerenhunger (Buch)

Andi Maas
Beerenhunger
2021, Paperback 206 Seiten, 7,50 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Andi Maas stammt aus dem Ruhrgebiet und hat schon so einige Romane veröffentlicht, die auch dort spielen. Normalerweise legt er Wert darauf, dass seine Geschichten, Gedichte und Songtexte auch im Ruhrgebiet spielen, ab und an erlaubt er sich aber auch mal, von dieser Regel abzuweichen, wie sein neuestes Buch „Beerenhunger“ beweist.


Bruno Berger versucht es mit Humor zu nehmen, dass er einen bösartigen Gehirntumor hat und nennt ihn deswegen auch Berry, vor allem als letzterer überraschend anfängt, mit ihm zu kommunizieren und sogar vorschlägt, seinem Leben noch einen Sinn und einen netten Abschluss zu geben.

Die Gelegenheit kommt schneller als gedacht, denn der Standort seiner Firma soll einfach so mal eben aufgelöst werden. Federführend ist der Vorstandsvorsitzende Kilian Rössler. Als dieser bei ihnen auftaucht, beschließt Bruno, ihn zu erschießen, um ein Zeichen zu setzen, doch er kann es nicht. Stattdessen nimmt er ihn als Geisel und zwingt ihn zu einem blutigen Roadtrip, der eine Entscheidung bringen soll.


Humorvoll und makaber zugleich der Autor dem Leser seinen Protagonisten und dessen Untermieter näher und beschreibt ein ernstes Thema durchaus mit einem Augenzwinkern. Dadurch gewinnt dieser schnell Sympathien für Bruno Berger, der ja eigentlich zu einem Mörder werden will und auch schon entsprechende Phantasien hat. Aber zwischen den Überlegungen und der Ausführung der Tat liegt ein weiter Weg mit vielen Fallstricken, in die die Hauptfigur auch gerne schon einmal rennt.

Sein Gegenspieler ist ein mit allen Wassern gewaschener Manager, der seinen Entführer natürlich auszutricksen versucht und dabei alles Mögliche erzählt, was den Leser durchaus auf falsche Fährten führen kann. Aber gerade in der heutigen Zeit wirkt das sehr realistisch und bringt den Leser gelegentlich zum Nachdenken, ist doch manches gar nicht einmal so weit hergeholt.

Während die Diskussionen mit Berry von vielen Filmzitaten gespickt sind und nicht immer ganz ernst wirken, ist das Geplänkel mit Rössler eher typisch, bedient viele Erwartungen und versucht die Meinung zu manipulieren. Das sorgt aber für die nötige Spannung, um die Geschichte unterhaltsam und ohne Längen voran zu treiben - und zum Ende zaubert der Autor noch etwas aus dem Hut, was ihm die Auflösung des Dramas einfacher macht. Das verzeiht man ihm aber gerne, denn das Buch endet mit einer nicht nur bitterbösen sondern auch brandaktuellen Pointe.

„Beerenhunger“ ist ein schwarzhumoriger Krimi-Snack mit einer überschaubaren Handlung aber genug Witz und Action, um ein entspanntes Lese-Vergnügen zu garantieren, das sich ideal für eine Reise oder lange Fahrten zur Arbeit eignet.