Sharon Ashwood: Hexenlicht (Buch)

Sharon Ashwood
Hexenlicht
(Ravenous)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Sabine Schilasky
Titelillustration von Sywia Makris
Knaur, 2010, Paperback mit Klappebroschur, 474 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-426-65243-5

Von Carsten Kuhr

Es gibt so Tage, da sollte man einfach im Bett bleiben, die Decke über den Kopf ziehen und sich verkriechen – selbst oder gerade wenn man eine Hexe ist. Um die Studiengebühren für ihr BWA-Studium bestreiten zu können aber quält sich Holly Carver aus ihrem pittoresken Haus und macht sich im Auftrag eines Immobilienmaklers daran, ein verfluchtes Haus von dem Poltergeist, das es befallen hat, zu befreien.

Kaum am Anwesen angekommen aber bemerkt sie, dass nicht ein Poltergeist umgeht, sondern ein altes Böses sich eingenistet hat. Was ihr Auftraggeber vergessen hat ihr mitzuteilen ist, dass bereits sechs Menschen in den Zimmern des Hauses vermisst werden. Zusammen mit ihren Partner – geschäftlichem Partner; versteht sich –, einem Vampir, betritt sie das Anwesen, nur um fast von dem dort wohnenden Dunklen überwältigt zu werden. Dass ihr Liebhaber unter den im Haus Vermissten ist erfährt sie erst, als sie dessen Rucksack im Treppenhaus entdeckt. Nur mit Hilfe ihres Vampirpartners und unter Anwendung großer Magie, die ihr regelmäßig heftige Schmerzen verursacht, obsiegt sie mühsam. Dass die Polizei im Haus dann noch eine weitere Leiche findet, bekommt sie zunächst kaum mit. Wie einige weitere Opfer, die man auf dem Campus der Universität gefunden hat, wurde diese von einem vampirischen Wesen getötet. Kaum zu Hause angekommen verlässt sie ihr Freund, küsst sie ihren sechshundertjahre alten Partner, interessiert sich der mit einem Bann versehene Kommissar für sie und manifestiert sich ein Dämon in Gestalt einer riesigen Maus in ihrem Kinderzimmer – und da sage noch jemand, dass die Tage eine Hexe nicht interessant wären. Kann es noch schlimmer kommen? Aber ja doch, geht doch ein waschechter Dämon in ihrer Heimatstadt um, gibt sich die Vampirkönigin höchstselbst die Ehre und buhlen zwei charismatische Männer um Hollys Gunst ...

Urban Fantasy – hatten wir das Thema nicht schon einmal auf dem Tablett? In den letzten Jahren erschienen quer durch alle Verlage entsprechende einschlägige Werke und Serien zuhauf, zwischenzeitlich schienen die Vampir-Romanzen und Werwolfs-Titel zugunsten der Engel und Dämonen ein wenig abzunehmen. Dass ein angesehener Großverlag dann eine neue Reihe, noch dazu in gediegener Ausstattung, mit entsprechender Marketing-Kampagne auf den Markt bringt, ist überraschend und einen näheren Blick wert.

Inhaltlich erwartet uns nichts umwerfend Neues. Die übernatürlichen Wesen – Vampire, Werwölfe, Ghule und Co – hatten zum Millennium ihr Coming-Out und versuchen sich seitdem, als aufrechte Bürger in die Welt der Menschen zu integrieren. Zwischenzeitlich haben die wenigen verbliebenen Hexen sich auch offenbart, und bieten ihre Dienste zahlungskräftigen Kunden an. Die Welt erschließt sich uns peu a peu im Verlauf des ersten Drittels des Buches, das inhaltlich mit der gewohnten großen Gefahr für die Stadt – dieses Mal durch Dämonen und deren Beschwörer – droht. Was den Band aus der Vielzahl der Angebote heraushebt ist seine sehr angenehm zu lesende Sprache. Geschickt wird durch spritzige Dialoge und emotionale Reflektionen Nähe zu Holly hergestellt, nimmt sie uns als Charakter gefangen. Sie ist weder die oberflächliche Begabte, die nur auf ihre Libido achtet, noch die toughe Killerin, die nur auf der Jagd nach dem Höllengezücht ist. Sie ist eine sehr sympathisch gezeichnete Frau, die durchaus mit sich, ihrem Platz in der Welt und den Männern ihre Probleme hat, die sich aber auch mutig ihrem Schicksal stellt. Selbst ihre innere Zerrissenheit zwischen den beiden Galanen, die sie umgeben, wirkt nicht überzeichnet oder unrealistisch, sondern ist durchaus nachvollziehbar ausgearbeitet.

Inhaltlich ist der Plot zwar nicht ganz neu, aber hat durchaus seine interessanten Wendungen und Entwicklungen, punktet durch die eingängigen, gelichzeitig aber auch interessanten Figuren und liest sich sehr angenehm und flüssig auf einen Rutsch durch.