The Boys: Liebe Becky (Comic)

The Boys: Liebe Becky
(The Boys: Dear Becky 1-8, 2020)
Text: Garth Ennis
Zeichnungen: Russ Braun
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2021, Paperback, 188 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Im Zuge der aktuellen Superhelden-Begeisterung gibt es natürlich auch die Geschichten, die gerne einmal die dunklen Seiten der übermächtigen Gestalten herauskehren, so wie es bei „The Boys“ der Fall ist. Garth Ennis‘ zynische Vision wurde mittlerweile in eine Fernsehserie umgesetzt, die hierzulande bei Amazon Prime Video zu sehen ist. „Liebe Becky“ ist ein Nachklapp - Fortsetzung und Vorgeschichte zugleich.

 

Hughie Campbell und seine geliebte Annie haben sich nach dem Ende der „Boys“ nach Schottland zurückgezogen und versuchen dort ein ruhiges Leben zu führen, auch wenn das nicht immer einfach ist, da vor allem ihn Albträume einholen.

Die verschlimmern sich, als er eines Tages ein Päckchen erhält. Es beinhaltet das Tagebuch von Billy und zeigt die zwei Seiten seines ehemaligen Anführers - des Mannes, der seine Frau leidenschaftlich und innig liebt, aber auch des gnadenlosen Killers, der sich nicht scheut, auch die jüngsten unter den Superwesen zu killen.


Die Geschichte zeigt auf, wie es Annie und Hughie weiter ergeht, nachdem die Comic-Hauptserie zu Ende ist und wie sie mit ihren Erlebnissen umgehen. Dabei mag der Ort voller skurriler Gestalten helfen, die sie immer wieder aus ihren Depressionen holen, vor allem Hughie. Denn der wirkt über die ganzen Hefte recht orientierungslos und weiß eigentlich gar nicht, was er will. Annie bleibt in diesem Fall leider etwas blass.

Dafür werden ein paar Missionen erzählt, die vor seiner Zeit als Mitglied von „The Boys“ eine Rolle spielten. Selbst wenn man die Comics nicht kennt, so erkennt man doch auch den dunklen und brutalen Ton der Hauptserie wieder.

Es zeigt sich sehr schön, dass das Problem auch schon vor Homelander und seinen Helden bestanden hat, und die unbedeutenderen Superhelden-Teams sozusagen die Feuerprobe für Billy und seine Leute waren.

Wie immer klingt auch hier die zynische Ader von Garth Ennis voll durch, es wird ordentlich gemetzelt und getötet - und das teilweise nicht einmal jugendfrei, so dass zartbesaitete Leser vielleicht die Finger davon lassen sollten. Aber wer deftigen Action mit einem ordentlichen Schuss Horror mag, der liegt hier nicht daneben.

„The Boys: Liebe Becky“ wurde von Garth Ennis noch einmal nachgereicht, um die eigentliche Serie abzurunden. Wie man sich denken kann, lebt der Autor zusammen mit seinen Künstlern auch wieder seine zynische Ader aus und präsentiert Superhelden wie man sie noch nie erlebt hat - und erzählt vor allem aus der Sicht normaler Leute, die sich gegen sie wehren. Dabei geht es recht brutal und grausam zu - nichts für schwache Nerven.