Maddrax 555: Das Echo des Wandlers, Lucy Guth (Buch)

Maddrax 555
Das Echo des Wandlers
Lucy Guth
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Was Lucy Guths aktuellen Beitrag zu „Maddrax“ mit seinem ungemütlichen Cover und dem epischen Titel „Das Echo des Wandlers“ fast ohne Abstriche zu dem macht, was man gemeinhin als einen Good Read bezeichnet, ist kaum spoilerfrei zusammenzufassen, ich versuche es dennoch.

Die Episode führt zwei alte daa'murische Bekannte nach langer Abwesenheit zurück in die Haupthandlung. Daa'muren sind jene extraterrestrische Lebensform, die vor 554 Ausgaben mit dem Einschlag des Kometen Christopher-Floyd die Erde betrat, den Menschen ihren Lebensraum streitig machte und für all die Mutationen von Flora und Fauna verantwortlich ist, die einen großen Teil des Reizes ausmachen, den die Serie auf ihre Leserinnen und Leser ausübt.

Den großen Krieg gegen die Invasoren konnten die Menschen, im Wesentlichen dank des Titelhelden, für sich entscheiden. Grao und Ira aber haben sich nicht in die eisige Kälte des Alls zurückgezogen, sondern sind auf der Erde geblieben und gehören ohnehin zu den Guten.

All dieses Wissen muss erfreulicherweise kein Leser auf der Pfanne haben. Die Geschichte kann gut für sich alleine stehen, wiewohl sie sich als wichtiges Puzzle-Teil in den Kontext der Gesamthandlung einfügt.


Das (Ex-Paar!) Grao und Ira also macht sich von seiner Wahlheimat, dem verborgenen Hochgebirgsreich Agartha, auf den Weg nach Südwesten. Von dort nehmen sie telepathisch den Ruf eines Wandlers wahr, jener kosmischen Entität, die eng mit ihrer außerirdischen Herkunft verknüpft ist. Sie verlieren mit Saatra schon bald die dritte im Bunde, augenscheinlich durch einen tragischen Unfall. Dafür treffen sie auf das afrikanische Waisenmädchen Adia, das sich auf der Suche nach einem besseren Leben alleine bis in die Unwirtlichkeit des Himalayas durchgeschlagen hat. Die beiden Echsenartigen nehmen sich des Kindes an, was zwischen den beiden für einigen unterhaltsamen Konfliktstoff sorgt. Ihr Weg, immer dem Echo des Wandlers folgend, führt nach Afra - also entgegengesetzt dem Weg, den Adia genommen hat.


Wir verfolgen also einen doppelten Roadtrip, lernen Adias aufregende Lebensgeschichte kennen und merken recht schnell, das irgendwas an dieser Konstruktion nicht stimmen kann. Etwa auf der Hälfte des Romans lässt Lucy Guth durchblicken, wo der Doggar begraben liegt, hat aber auch für die folgenden 30 Seiten noch genug Plot-Überraschungen im Ärmel.

Ohne dass ich also verraten will, wie sich die beiden Reise-Geschichten miteinander verflechten, kann ich konstatieren, dass dadurch die Autorin ihrer Geschichte eine einfache, aber wirkungsvolle Prämisse zugrundelegt. Stringent und spannend erzählt, mit gut ausgearbeiteten Schauplätzen und Dialogen, ist „Das Echo des Wandlers“ eine bodenständige Pulp Novel, die Lesespaß und außerdem Lust auf das nächste Heft macht.

Allerdings, soviel Gemotze sei mir verziehen, ist die finale Auflösung des Plots für meinen Geschmack ein Gutteil zu ausführlich geraten - anderthalb bis zwei Seiten, die in eine üppigere Beschreibung zum Beispiel des Retrologenmarktes in Deeli oder eine der vielen anderen interessanten Reise-Stationen gewinnbringender investiert gewesen wären.