Professor Zamorra 1153: Die Untoten von Port-au-Prince, Adrian Doyle (Buch)

Professor Zamorra 1153
Die Untoten von Port-au-Prince
Adrian Doyle
Bastei Entertainment, 2018, eBook, 1,49 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Ann Church hatte das Gefühl, eine in flüssigem Stickstoff heruntergekühlte Rasierklinge unter die Kopfhaut geschoben zu bekommen. Die davon ausgehende Kälte drohte ihren Verstand zu lähmen. Es war, als wären sogar die Gedanken plötzlich von Eis ummantelt und würden darunter begraben.“

Auf Chateau Montagne erholen sich Zamorra und Nicole noch von den Nachwirkungen ihres letzten Falls, der sie einmal mehr mit dem Wirken von Leonardo de Montagne in Berührung gebracht hat (siehe Band 1152, „Das Dorf der Verdammten“).

Da meldet sich der ‚Mythenjäger‘ Atwood Church, der Zamorra unverbindlich bekannt ist, bei dem Parapsychologen. Atwood berichtet, dass er mit seiner Tochter Ann im haitianischen Port-au-Prince einer Organisation auf der Spur war, die Tote gegen ein entsprechendes Salär wieder auferstehen lässt. Und eben der junge Mann, dessen Beerdigung sie noch Stunden zuvor beobachtet hatten, stand plötzlich im Hotelzimmer der Churchs und hat Ann entführt.

Bei ihrem Eintreffen in Port-au-Prince können Zamorra und Nicole nur noch die Spur der Churchs zu einem abgelegenen privaten Friedhof verfolgen.

„Trotz finsterer Nacht hatten die Peiniger des Mythenjägers auf Lampen verzichtet. Den Weg, den sie nahmen, waren sie offenbar so oft gegangen, dass sie ihn im Schlaf kannten. Und als „Baron Samedi“ die Grufttür öffnete, leuchtete dahinter ein vager Schein, als würde in der Tiefe des Grabes ein ewiges Licht brennen, um den Toten die Rückkehr ins Reich der Lebenden zu erleichtern.“


Der Roman beginnt wie ein Krimi um eine Kindesentführung und Lösegelderpressung, bis Adrian Doyle einige zusätzliche Infos streut, mit denen nach und nach klar wird, dass hier etwas vollkommen Anderes im Gange ist. Eine Organisation, die sich die Sociétè nennt, verspricht, Tote wieder ins Leben zurückholen zu können. Eine exklusive Dienstleistung, die sie sich fürstlich bezahlen lassen. Entsprechend ist die Wiedererwecker GmbH bestrebt, dass ihnen niemand ins Handwerk pfuscht beziehungsweise hinter ihr Geschäftsgeheimnis kommt. Dieses erweist dich als eine bestimmte Gruft auf einem abgelegenen Friedhof, in deren Tiefen ein „gespenstisches Glimmen“ offenbar für die Auferstehung der Toten und damit für das unheilige Treiben der Sociétè verantwortlich ist.

Bis hierhin ist der Roman sehr stimmungsvoll, rätselhaft und kurzweilig konstruiert. Selbstredend landen Zamorra und Nicole in eben jenem Grabmal, wo sie (und der Leser) erst einmal einen langgezogenen Sermon der Oberschurken über sich ergehen lassen müssen, bevor sich deren Pläne mir nichts, dir nichts in Wohlgefallen auflösen.

Danach allerdings hält dieser vermeintliche Fall der 14 Tage noch eine handfeste Überraschung für den Meister des Übersinnlichen bereit. Zwar will dieses Finale nicht so richtig zu der Voodoo-Thematik passen, doch machen diese unvorhersehbaren Kombinationen den willkommenen Reiz der Doyle-Romane aus. Jedenfalls lässt der Autor urplötzlich etwas von der Leine, was noch Stoff für einige Storys und reichlich Aufregung im Zamorraversum sorgen sollte.

Der stimmungsvolle Fall bewegt sich zunächst in bekannten Bahnen, bevor er sich plötzlich zu einem Wendepunkt für die gesamte Serie entwickelt.