Mabel Fortoy: Linus ist devot - Untertan der strengen Herrin (Buch)

Mabel Fortoy
Linus ist devot - Untertan der strengen Herrin
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 158 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Unter dem Pseudonym Mabel Fortoy schreibt eine Autorin, die zusammen mit ihrem Partner eigene Erfahrungen und Phantasien in ihren Büchern verarbeitet. Sie sagt von sich, dass sie schon lange in der BDSM-Szene unterwegs ist und nicht alle Varianten (Erpressung, Nötigung) für gut befindet. Allerdings ist auch niemand gezwungen, der FemDom ablehnt, ihre Titel zu lesen. „Linus ist devot - Untertan der strengen Herrin“ ist das bislang erste Buch bei Blue Panther Books von Mabel Fortoy.

 

Auf der Abi-Party macht der schüchterne Linus seine ersten sexuellen Erfahrungen mit Quasi-Freundin Biggi und deren älteren Cousine Rita. Danach trennen sich ihre Wege. Wenig später erfährt Linus, dass Biggi lesbisch ist und Rita, die er gern wiedersehen würde, genausowenig Probleme mit Dominanz-Spielen hat wie ihre Freundin Jenny.

Schon bald ist er im erotischen Netz der beiden Frauen gefangen wie die Fliege in dem der Spinne. Was auch immer sich die beiden für ihn ausdenken, ein bisschen Zuckerbrot lässt ihn die Peitsche vergessen und alles erdulden, selbst wenn ihn hin und wieder Zweifel überkommen, ob das wirklich alles richtig ist. Die Sucht nach der Züchtigung, verbunden mit einer geringen Hoffnung auf Ritas Zuwendung, verhindert, dass er sich rechtzeitig von den Frauen löst.

Linus vernachlässigt sein Studium, lässt sich nach Strich und Faden ausnutzen, wird umerzogen und fortan „Lina das willige Schwanzmädchen“ genannt, welches auch Ritas brutalem Lover zur Verfügung stehen muss. Richtig gefährlich wird es für Linus, als das Paar ihn in die Sklaverei verkaufen will.


Wenn man BDSM-Erfahrung hat oder gar FemDom bejaht, wird man gewiss nicht so leicht durch die hier geschilderten Praktiken erschüttert wie jemand, der das Buch aus Neugier liest, um etwas über eine ihm unbekannte Spielart zu erfahren und vielleicht herauszufinden, ob ihm das gefallen könnte, im Rahmen individueller Grenzen.

Dem Publikum ist natürlich sehr schnell klar, dass Hauptfigur Linus, aus dessen Perspektive die Ereignisse geschildert werden, von den Personen, die ihn dominieren, ausgenutzt und gequält wird. Es geht ihnen überhaupt nicht um seine Bedürfnisse und sein Wohlergehen, sondern um den eigenen Spaß und Nutzen, was spätestens mit dem Auftauchen von Boris eine neue Steigerung erfährt, die sich am Ende zu einer Katastrophe entwickelt, aus der es kein Entrinnen für Linus zu geben scheint.

Man verfolgt mit ungläubigem Staunen, was er alles, immer in der Hoffnung auf eine kleine Belohnung, über sich ergehen lässt. Wann immer sich in ihm die Stimme der Vernunft regt, wird sie von seiner sexuellen Abhängigkeit zum Verstummen gebracht. Er selbst ist zu unerfahren und leicht manipulierbar oder auch devot, um zu erkennen, was mit ihm gemacht wird. Erotisch liest sich das kaum, eher als Warnung, sich die Leute genau anzuschauen, mit denen man sich auf solche Spiele einlässt, und möglichst eine Rückversicherung zu haben, falls es schiefgeht.

Linus‘ Geschichte ist spannend erzählt und durch sich steigernde FemDom-Spiele ordentlich gewürzt, bekommt zum Ende sogar einen leichten Krimi-Touch, aber man möchte sie lieber als Warnung verstehen und nicht als Aufforderung zur Nachahmung - mit den falschen Leuten.