Peter Glanninger: Finsterdorf (Buch)

Peter Glanninger
Finsterdorf
Gmeiner, 2021, Paperback, 440 Seiten, 15,50 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1962 in Niederösterreich geborene Autor Peter Glanninger hat in seinem Leben schon so Einiges gemacht: eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, dann ist er für fünfzehn Jahre in den Polizeidienst gegangen, hat dabei sein Abitur nachgeholt und später Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Heute arbeitet er im Innenministerium und schreibt nebenher nicht nur Sachbücher sondern auch Kriminalromane wie „Finsterdorf“.


Eine junge Frau war spurlos verschwunden und ist überraschend, wenn auch ziemlich verstört, nach einer Woche wieder nach Hause gekommen. Kein großer Fall, aber Thomas Radek vom Landeskriminalamt, der sich die Sache kurz ansehen soll, merkt schnell, dass viel mehr dahintersteckt als jeder ahnt.

Durch seine Recherchen scheucht er schon bald die Dorfgemeinschaft auf, die zum großen Teil mauert, einige aber auch keinen Hehl daraus machen, dass er verschwinden soll - so wie der unbestreitbare Herrscher über die Gegend, Baron Lenkstein. Doch erst ein Mord muss passieren, um die letzten Steine ins Rollen zu bringen.


Peter Glanninger lässt keine Chance ungenutzt, um den Leser in seine Geschichte zu ziehen, denn alleine der Auftakt sorgt für ausreichende Gänsehaut, erlebt man doch mit, auf welch grausame Art und Weise das Mädchen entführt wird und zieht diesen Faden auch weiter durch das ganze Buch.

Der junge Ermittler ist ein Außenseiter, der von seinen Kollegen nicht ganz ernst genommen zu werden scheint, aber genau das prädestiniert ihn dazu, die Augen offen zu halten und Zusammenhänge zu erkennen, um daraus seine Schlüsse zu ziehen.

Dem Leser wird es dabei etwas einfacher gemacht, bekommt er doch auch die Gedanken und Erlebnisse einiger Dorfbewohner mit, die in einer Atmosphäre aus Angst leben, weil immer wieder bestimmte Männer deutlich machen, dass sie niemanden dulden, der es wagt, die Regeln zu brechen. Dabei gehen sie nicht gerade sanft zu Werke.

Was anfangs nur Andeutung ist, wird schnell zur Gewissheit: Ein Satanskult hält das abgelegene Dorf Schandau in Atem und die meisten Dorfbewohner scheinen darin verwickelt zu sein.

Geschickt und mit einem gewissen Grusel-Faktor treibt der Autor die Aufklärung voran und erlaubt es dem Leser, immer einen Schritt voraus zu sein. Selbst die Auflösung hält noch ein paar kleine Überraschungen bereit.

Das Faszinierende an dem Buch ist die akribische Schilderung der Lage in Schandau, die perfekte Kontrolle, die einige Wenige auf eine ganze Dorfgemeinschaft ausüben können, wenn sie es nur richtig anstellen. Dieser Eindruck wirkt auch noch nach, wenn das Buch zu Ende ist. Die offensichtlich Schuldigen sitzen zwar hinter Gittern, aber noch muss sich wesentlich mehr ändern.

Ohne jegliche Längen, mit immer neuen Wendungen und sehr viel Spannung ist die Geschichte um Klüngel, Korruption und Unterdrückung in Szene gesetzt. Dabei bedarf es nicht unbedingt der satanischen Sekte - aber die Kontrolle der Menschen wird dadurch leichter; vor allem der jüngeren Generationen. Die Beschreibungen fühlen sich trotz gelegentlicher Klischees und leicht überzeichneter Personen sehr realistisch an, das Szenario wird sehr gut vorstellbar.

Dazu kommen ein nicht ganz perfekter Held, Einblicke in die Polizei-Arbeit und eine Dorfgemeinschaft mit vielen, teilweise berührenden Einzelschicksalen; alles Dinge, die den Krimi rund machen, denn alles ist von Anfang bis Ende gut durchdacht.

„Finsterdorf“ entführt mit einer gelungenen Mischung aus Krimi und Grusel in spannende Lese-Stunden. Man möchte das Buch gar nicht aus der Hand legen, denn es gibt immer wieder neue Wendungen und Entwicklungen, die ein faszinierendes Spiel des Bösen hinter den Kulissen enthüllen.