Sam Feuerbach, Mira Valentin & Greg Walters: Die Prüfung - Schattenstaub 1 (Buch)

Sam Feuerbach, Mira Valentin & Greg Walters
Die Prüfung
Schattenstaub 1
Titelbild: Alexander Kopainski
bene Bücher, 2020, Paperback, 430 Seiten, 14,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Welt Meribor steht kurz davor, vom Bösen in Form eines alles verschlingenden Schattenstaubs überrannt zu werden. Nur mehr der Fluss Goriam schützt Kandoria davor, vom Staub heimgesucht und ausgelöscht zu werden. Ganze Heere wurden vom Staub schon verschlungen, von den Menschen der Streitmacht hört man nur mehr ein grausam-verzweifeltes Stöhnen aus der Dunkelheit. Wenn im Winter der Fluss, den der Staub nicht queren kann zufriert, ist der Weg zur Eroberung des Reiches endgültig frei.

Ein Renegat, ehemaliger Adept der Göttin des Lichts, führt den mitleidlosen Angriff an. Um die Eroberung vielleicht doch noch aufhalten zu können, müssten die vor einigen Jahren zu Beginn des Angriffs in Sicherheit gebrachten drei Kinder, Hüter der Magie der Göttin, gefunden und zusammengebracht werden.

Um die Kinder aus ihren Verstecken zu holen, braucht es Helden. Frauen und Männer, die ihre Pflicht über die eigene Todesangst stellen.

Eine Prüfung wird ausgelobt: 50 Goldstücke sollen diejenigen erhalten, die die Mission erfolgreich ausführen. Zwanzig Bewerber sammeln sich in der hoch-herrschaftlichen Burg; zwanzig Frauen und Männer, von denen siebzehn die Prüfung nicht überleben werden.

Unter ihnen drei Figuren, die man auf den ersten - und auch auf den zweiten oder dritten - Blick nicht wirklich als Recken einer Queste einschätzen würde. Ein alter, pyromanischer Trunkenbold, früherer Pirat und Mönch etwa, der Zeit seines Lebens so manche seiner Mitmenschen umgebracht hat, eine den Würfeln verfallene Räuberin, die ihre Reize ganz bewusst zur Erreichung ihrer Ziele einsetzt und ein junger, naiver Ziegenhirte auf der Suche nach einer Mitgift.

Ausgerechnet diese drei überstehen die jeweils drei Prüfungen und machen sich auf den Weg, die Kinder zu suchen.


Wenn drei mehr als erfolgreiche Selfpublisher, die sich zwischenzeitlich zu einem gemeinsamen Verlagsprojekt gefunden haben, zusammenschließen, um eine High-Fantasy-Reihe aus der Wiege zu heben, dann darf man etwas Besonderes erwarten.

Nun, auch unser Triumvirat erfindet das Rad nicht neu, sprich, auf die Leserin respektive den Leser wartet ein auf den ersten Blick typisches Questen-Epos.

Das Böse in Gestalt einer dunklen Staubwolke und personifiziert durch einen abtrünnigen Magier bedroht die Welt, ja hat schon weite Teile dieser erobert. Nur ein magisches Objekt - hier die drei Kinder - könnten das Unheil noch aufhalten.

Nun gilt es, die Streiter wider das Böse herauszufiltern. Und genau hier wird es jetzt interessant. Unsere drei, nennen wir sie einmal Sucher, sind nun wirklich nicht typisches Helden-Material. Eine versoffene Spielerin, ein Mörder und Brandleger vom Henkersblock und ein mehr als naiver, verliebter Ziegenhirte - arme Welt, wenn dies deine Streiter sein sollen!

Doch dann erweisen sich diese ebenso ambivalent wie interessant gezeichneten Figuren als durchaus lern- und leidensfähig. Nicht nur überstehen sie die tödlichen Prüfungen der Auswahl, sie erweisen sich auch bei der Reise durch die Welt zu den Verstecken der Kinder als durchaus ideenreich und vom Glück begünstigt.

So liegt der Schwerpunkt der Handlung auch auf der Zeichnung dieser Gestalten. Wir erfahren peu a peu mehr über deren Vergangenheit, was sie zu dem gemacht hat, als die wir sie kennenlernen. Dabei sind dies aber keine statischen Figuren. Sie entwickeln sich weiter, sie reifen - in Grenzen - an ihren Aufgaben und werden so griffiger und sympathischer.

Auf der Strecke bleibt hierbei ein wenig die Zeichnung der Welt. Die Darstellung der Handlungsorte bleibt rudimentär, hier haben die Autoren in den nächsten Bänden das Potential uns ihre Welt dezidierter vorzustellen.

Die Handlung selbst läuft spannend und kurzweilig ab. Große Überraschungen erwarten den Fantasy-erfahrenen Leser allerdings nicht wirklich, dennoch weiß der Text zu faszinieren. Die Verfasser ziehen uns mit ihrem Plot in die Handlung, machen uns ihre Protagonisten erfahrbar und sorgen für jede Menge Spannung und interessante Wendungen.

Der Auftakt ist geglückt, so dass wir ungeduldig auf die Fortsetzung warten.