Tanja Heitmann: Emerick und die schlafende Wächterin (Buch)

Tanja Heitmann
Emerick und die schlafende Wächterin
Ivi, 2020, Paperback, 358 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die 1975 in Hannover geborene Tanja Heitmann studierte Politikwissenschaften und Germanistik, arbeitete dann aber in einer Literaturagentur und lebt heute mit ihrer Familie auf dem Land. Seit einigen Jahren schreibt sie Romane, die meisten davon sind im Bereich der Phantastik angesiedelt, so auch ihr neustes Buch „Emerick und die schlafende Wächterin“


Jasna ist froh darüber, in Lastage House untergekommen zu sein, denn solche Arbeitsplätze sind in der Welt nach der großen Flut rar gesät. Sie ist die Assistentin von Professor Leopold, der sie damit beschäftigt, Jugendliche zu betreuen, die durch die Katastrophe einen seelischen Schaden entwickelt haben.

Mit den Meisten kommt sie gut zurecht, nur einer ist auf seine Weise mehr als anstrengend. Der siebzehnjährige Emerick hat seinen eigenen Kopf und vor allem eigene Theorien, als schwarze Schatten das Haus heimsuchen und die kleine Lia überraschend in ein Koma fällt. Aber Jasna muss lernen ihm zu vertrauen, wenn sie einen Weg finden will, das Mädchen zu retten.


Das Szenario bleibt zwar schwammig aber nach und nach bekommt man doch einen klaren Eindruck von der Lage, die im Umfeld des Hauses herrscht. Vielleicht macht das den besonderen Reiz der Geschichte aus, die zwar ein postapokalyptisches Szenario nutzt, das über kurz oder lang so eintreten könnte, damit aber auch die Figuren der technischen Möglichkeiten beraubt, die sie in der Moderne haben.

Die Veränderungen sind nicht so drastisch wie in anderen Geschichten, bringen die Heldin aber in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis, durch das sie nicht so einfach eigene Wege gehen kann und viel riskiert, wenn sie ihren Ahnungen und vor allem Emerick folgt, den alle für schizophren halten wollen.

Allerdings ist er, genauso wie andere Kinder in dem Haus, das einer seelischen Heilanstalt des beginnenden 20. Jahrhunderts ähnelt, vielleicht anders aber nicht unbedingt verrückt und führt Jasna so in die Besonderheiten des Hauses ein.

Da beide etwa im selben Alter sind, entwickeln sich auch erste Gefühle füreinander, allerdings stehen diese erst einmal gegenüber anderem zurück.

Die Autorin nimmt sich Zeit, den Hintergrund zu entwickeln und damit nach und nach die Geheimnisse des Hauses zu enthüllen. Dabei lässt sie sanft Magie einfließen und schafft damit eine eigentümliche Atmosphäre, die noch eine ganze Weile nachwirkt.

Das Buch richtet sich durch die jungen Protagonisten vornehmlich an jüngere Leser, aber auch Erwachsene können ihren Spaß haben.

„Emerick und die schlafende Wächterin“ ist eine solide, fast schon märchenhafte Geschichte, die zwar mit dem Hintergrund einer Dystopie spielt, aber dann doch der Magie alter Zeiten den Vortritt lässt und so eine Handlung voller Geheimnisse und einem Hauch Romantik vorantreibt.