Dylan Farrow: Hush - Verbotene Worte (Buch)

Dylan Farrow
Hush - Verbotene Worte
(Hush, 2020)
Übersetzung: Alexandra Ernst
Loewe, 2021, Hardcover, 416 Seiten, 19,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Dylan Farrow ist die Adoptivtochter von Woody Allen und Mia Farrow. Dessen ungeachtet ist sie eher normal aufgewachsen und engagiert sich heute als Aktivistin gegen sexuellen Missbrauch. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst als Produktionsassistentin und Graphikdesignerin, nach der Hochzeit entdeckte sie das Schreiben für sich. „Hush - Verbotene Worte“ ist ihr Debüt und der erste Teil einer Dilogie.


In Montane ist Lesen und Schreiben verboten, denn diese Fähigkeiten können ebenso wie die Aussprache verbotener Worte eine tödliche Krankheit auslösen, wie die junge Shae bereits in jungen Jahren durch ihren älteren Bruder Kieran erfahren hat. Seither lebt sie mit ihrer Mutter auch abseits des Dorfes Aster.

Macht über die Worte haben allein die Barden, die das Land mit eiserner Hand regieren und regelmäßig kommen, um Tribut einzusammeln. Von ihnen hängt es ab, ob die Menschen überleben können, denn nur sie kontrollieren die Magie, die Regen und Fruchtbarkeit bringen kann.

Shae versucht sich zu fügen und ihr Geheimnis zu verbergen, doch dann geschieht etwas, was ihr Leben auf den Kopf stellt und sie dazu zwingt, Antworten bei den Barden selbst zu finden - und wenn sie dafür zum „Hohen Haus“ reisen muss.


Nicht immer sind die jungen Heldinnen gleich selbstbewusst und stark. So versucht auch Shae eine gute Tochter zu sein und sich in ihr Schicksal beziehungsweise in die Dorfgemeinschaft einzufügen. Aber da gibt es Dinge, die sie anders und ihr leider auch Angst machen.

Die Handlung wird dadurch vorangetrieben, dass sie dennoch denkt und sieht, ihre Zweifel nicht unterdrückt oder ganz auslöschen kann, bemerkt sie doch die kleinen Unstimmigkeiten, die mit den Barden und ihrem Auftreten und den Regeln, unter denen sie aufgewachsen ist, einhergehen und wagt am Ende den großen Schritt in eine neue und ihr noch fremde Welt.

Auch dort muss sie noch Vieles lernen - vor allem, wem sie am Ende glauben kann und wem sie nicht ein Stück trauen sollte.

Das ist wohl das Besondere an der Geschichte, die auf den ersten Blick sehr konventionell wirkt. Es wird eine unerfahrene Auserwählte präsentiert, die sich erst noch selbst entdecken muss. Shae hat zwar immense Kräfte, tritt aber sehr schwach auf. Wenn es notwendig wird, entwickelt sie Aktivität, ist auf der anderen Seite aber auch sehr schnell bereit, anderen, die freundlich zu ihr sind, zu vertrauen und fällt dann aus allen Wolken, wenn diese sie nur benutzt haben. Vermutlich dient es dazu, die Geschichte etwas zu strecken und dabei etwas an Hintergrund einzubringen, auch wenn natürlich kaum etwas verraten wird, da die Autorin strikt aus der Sicht der Heldin erzählt.

Das Szenario ist durchaus interessant und spannend, die Handlung wirkt manchmal recht konventionell nach einem derzeit sehr beliebten Muster gestrickt, was zum einen die Ausbildung der Heldin als auch ihre romantischen Gefühle angeht.

Viele Fragen werden aufgeworfen, nur wenige beantwortet; aber das soll wohl auch die Neugier auf den zweiten Band schüren. Was die Botschaft angeht, die die Autorin vermitteln will: die ist gut in die Handlung eingearbeitet.

Die Figuren selbst sind eher glatt gebügelt, erhalten das Profil, das sie für den Fortgang der Handlung haben müssen, aber nicht viel darüber hinaus. Trotz aller Sympathien kommen sie doch nicht ganz aus dem Sumpf der Archetypen heraus.

„Hush - Verbotene Worte“ ist der durchaus spannende und unterhaltsame Auftakt zu einem Zweiteler, der vor klassischer Kulisse mit einem interessanten Thema und einer eher selten verwendeten Art der Magie spielt. Die Autorin bietet insgesamt eine solide, wenn auch gelegentlich viel zu sehr den Konventionen verpflichtete Geschichte, die ihr volles Potential leider nicht ausnutzt.