Schwarze Seerosen (Comic)

Schwarze Seerosen
(Nymphéas Noirs, 2019)
Vorlage: Michel Bussi
Adaption: Frédéric Duval
Titelbild und Zeichnungen: Didier Cassegrain
Splitter, 2019, Hardcover, 144 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Elmar Huber

Im berühmt-beschaulichen Städtchen Giverny, dem Dorf, in dem Claude Monet den größten Teil seines Lebens verbracht hat, geschieht ein Mord. Im Bach liegt die Leiche von Jérôme Morval. Gerüchte über außereheliche Aktivitäten des Augenarztes und Kunstliebhabers führen den jungen Inspector Sérénac zu der schönen Dorflehrerin Stéphanie Dupain, deren Gatte bald als Hauptverdächtiger gilt. 

Eine zweite Spur führt zurück ins Jahr 1936, als in eben jenem Bach die Leiche eines elfjährigen Jungen gefunden wurde. Will der Mörder von heute auf diese Tat hinweisen? Und was ist mit den Gerüchten über die „Schwarzen Seerosen“, ein Gemälde, das Monet, den Tod bereits vor Augen, noch fertiggestellt haben soll und das nie entdeckt wurde?

Von ihrer ‚Festung‘, der alles überragenden ‚Hexenmühle‘ aus beobachtet die „verrückte Alte“ das Treiben der Polizisten am Tatort, den Fortgang der Ermittlungen und wie sich Sérénac unvermeidlich in die unglückliche Stéphanie verliebt. Sie kennt die Zusammenhänge und kommentiert das Geschehen in Gedanken.

Und welche Rolle spielt die künstlerisch begabte elfjährige Fanette Morelle, die allen Jungs in ihrer Schule den Kopf verdreht und davon träumt, eine Kunsthochschule zu besuchen, um einmal in Monets Fußstapfen zu treten?


Man darf wohl mit Recht behaupten, dass die Comic-Adaption dem Roman von Michel Bussi eine weitere, schöpferische Ebene hinzugefügt hat. Die Bilder und die helle Farbgebung erinnern nicht von ungefähr an den bekannten Impressionisten Monet. Außer dass „Schwarze Seerosen“ in dessen langjährigem Wohnort Giverny spielt, geht es auch um ein verschollenes Gemälde des Künstlers.

So kann man durchaus sagen, dass sich hier Inhalt und Form vereinen. Die Handlung spielt sich innerhalb einer impressionistisch gestalteten Welt ab. Es kommt zu einer kunstvollen Verschmelzung von Erzählung und Bildern.

Und nicht nur die Wechselwirkung von Erzählung und Bildern ist wundervoll tariert, auch die Story an sich ist wohldurchdacht.

Der Kriminalfall hat Gewicht, ist dennoch filigran entwickelt und fesselt auf mehreren Ebenen. Zum Krimi kommt noch die emotionale Verwicklung des Ermittlers, der den Mann seiner Geliebten natürlich gern als Täter sehen würde. Außerdem ist (dem Leser) klar, dass zumindest die undurchsichtige ‚Beobachterin‘ aus der Hexenmühle die ganze Wahrheit kennt und Inspector Sérénac noch einen weiten Weg an Ermittlungsarbeit vor sich hat. Ein Umstand, der der Erzählung noch ein gewisses Mystery-Flair verleiht. Das alles wird sehr entschleunigt präsentiert, ohne dass auch nur eine Seite von „Schwarze Seerosen“ annähernd langweilig ist.

Als wäre dies nicht schon genug, wird dieser impressionistische Whodunit auf den letzten Seiten noch zu etwas völlig anderem. Eine unvorhergesehene Enthüllung ordnet die Geschichte vollkommen neu. Nicht derart, dass alles auf den Kopf gestellt wird, doch wird einiges umsortiert, sodass sich ein völlig neues Gesamtbild ergibt. Entsprechend ist der erste lange Teil der Geschichte als „Bild 1“ benannt, die Auflösung als „Bild 2“. Famos!

„Schwarze Seerosen“ ist ein brillant gestalteter ‚Kunst-Krimi‘, der auf allen Ebenen begeistert.