Nici Hope 13 Licks of Nici Hope (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 06. Februar 2021 12:15

Nici Hope
13 Licks of Nici Hope
Titelbild: Azrael ap Cwanderay
Hammer Boox, 2020, eBook, 4,99 EUR (auch als Paperback erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
Demjenigen, der sich mit aktueller Phantastischer Literatur aus Deutschland beschäftigt, ist Nici Hope („Samael Rising“, „Meph“) bestimmt keine Unbekannte. „13 Licks of Nici Hope“ sammelt nun 13 Texte der Autorin aus den letzten drei Jahre und bildet gleichzeitig die erste Story-Sammlung in Hammer Boox‘ „13“-Reihe.
Einige Geschichten kennt man bereits aus „Abartige Geschichten - Baker Street“, „13 Brains of Zombies“ und „13 Gifts of Lady Santa“ (alle Hammer Boox).
„Ich weiß nicht, wie oft ich zittrig vor der Kloschüssel gesessen habe. Bei jedem Würgen krampft der ganze Körper, die Säure brennt in der Speiseröhre, und der Prozess wringt mich aus, macht mich fertig. Rohes Fleisch ist das Einzige, was ich drin behalte. Normalerweise müsste mich das anwidern, aber ich finde es auf eine gruselige Art und Weise geil. Sobald ich Fleisch esse, spüre ich Kraft. Sie durchströmt meinen ganzen Körper, ja, sogar mein Wesen. Es fühlt sich gut und richtig an. Während meine Zähne rohes Fleisch zermahlen, reagiert noch eine ganz andere Körperstelle.“ („Hunger“)
„Dieses Buch liest sich wie eine Sex and the City Horror-Kolumne!“ sagt eine Werbezeile. Eigentlich sogar wie mehrere derartige Kolumnen, und da liegt auch der Knackpunkt. Während Hope-Storys als Anthologie-Beiträge, in lockerer Atmosphäre, diese stets bereichern, stellen sich in dieser geballten Form doch einige Wiederholungserscheinungen ein.
Ob das nun ein geiles VR-Abenteuer mit Jack the Ripper ist oder eine Disco mit Blutdusche à la „Blade“ und anschließendem Sex; das frischgebissene Zombie-Mädchen, bei der der Anblick von rohem Fleisch nicht nur Hungergefühle auslöst oder das heiße Krampus-Girl, das böse Jungs auf ihre Art bestraft... natürlich erst, nachdem sie auf ihre Kosten gekommen ist. Das Muster ‚sexy, düster, blutig‘ ist überdeutlich, auch wenn der Rahmen sich ändert.
Mutig und nachdenkenswert sind die autobiographischen Texte, in denen Nici Hope freimütig aus dem Nähkästchen ihres Lebens plaudert. Da kann man sich durchaus ein Beispiel nehmen. Und zwar nicht, weil die Autorin ein Fitness-Junkie ist, sondern weil sie nach einigen lehrreichen Erfahrungen eine Balance in ihrem Leben gefunden hat, die ihr guttut, und sie das Selbstbewusstsein entwickelt hat, sich nicht (mehr) verbiegen zu lassen. Auf jeden Fall eine originelle Idee, die den Band sehr persönlich und sympathisch macht und „13 Licks“ über eine reine „Best of“-Werkschau hinaushebt.
„Als ob ihr Finger etwas gesucht und gefunden hätte, bleibt er plötzlich stehen. Eingeklemmt zwischen einem Buch über olympische Gewichthebetechniken und dem Horrorkracher „Nightwhere“, lugt ein Zettel hervor. Sie zieht ihn heraus und grinst beim Studieren der alten Einkaufsliste: Roter Lippenstift, Ladekabel für Laptop, Pinot Grigio. Drei Stunden, einen Einkauf und eine Trainingseinheit später, sitzt sie im Esszimmer hinter dem Laptop. Sie trinkt ihren Pinot „on the rocks“ und hinterlässt rote Lippenabdrücke am Glas. Tastengeklapper erfüllt den Raum. Während am Fenster ihre Gewichtheberschuhe ausdünsten, trägt sie offene Haare.“ („Körper & Geist“)