Blade Runner 2019: Los Angeles (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 01. Februar 2021 19:49

Blade Runner 2019: Los Angeles
(Blade Runner 2019 1-4)
Text: Michael Green, Mike Johnson
Zeichnungen: Andrés Guinaldo
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2020, Paperback, 112 Seiten, 15,00 EUR
Rezension von Elmar Huber
Detective Aahna „Ash“ Ashina ist eine der ersten und besten „Blade Runner“, Polizisten, die dafür ausgebildet sind, illegale Replikanten (körperlich starke, künstliche Menschen mit begrenzter Lebenszeit, die ursprünglich für schwere körperliche Arbeiten in den Kolonien auf anderen Planeten hergestellt wurden) auf der Erde aufzuspüren und in den Ruhezustand zu versetzen (zu töten).
Auf Befehl von oben soll sie sich eines Vermisstenfalls annehmen: Frau und Tochter des einflussreichen Industriellen Alexander Selwyn sind am Tag zuvor, auf dem Heimweg von einer Geburtstagsparty, spurlos verschwunden. Es gelingt Ash, das Fahrzeug der Frau zu finden und von da an die Spur der Vermissten weiter zu verfolgen. Je mehr die Polizistin bei ihrer Suche erfährt, desto mehr beginnt sie, an den Beweggründen ihres Auftraggebers zu zweifeln.
Lange hat sich niemand an diesen Film-Klassiker von 1982 gewagt, der sogar seine literarische Vorlage (Philip K. Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“) an Bekanntheit bei weitem überflügelt hat. Der Film „Blade Runner“ gilt schon längst selbst als Original und wurde zu einem stilprägenden Einflussgeber innerhalb der SF und der Popkultur.
Erst 35 Jahre später, 2017, gab es die Film-Fortsetzung „Blade Runner 2049“ von Dennis Villeneuve, die von Kritik, Publikum und - viel wichtiger - auch von den Fans des Originals gefeiert wurde. Damit scheint ein Bann gebrochen; einige Kurzfilme sind entstanden, „Blade Runner“ wurde zu einem ausbaufähigen Franchise. Mit „Los Angeles“ liegt die erste originäre Comic-Story aus dem „Blade Runner“-Universum vor, die ebenfalls von Michael Green, Drehbuchautor von „Blade Runner 2049“, mit verfasst wurde.
Ohne sich anzubiedern, greift Zeichner Andrés Guinaldo („Gotham City Sirens“, „Justice League Dark“) den Look der Filme auf. Auch wenn der Comic mit deutlich mehr Farbe arbeitet, scheinen einige Bilder direkt aus dem ersten „Blade Runner“, der ebenfalls im Jahr 2019 in Los Angeles spielt, übernommen worden zu sein. Damit ist die Story schon einmal optisch in dem bekannten Umfeld verankert. Und auch inhaltlich nutzen die Autoren vorhandene Anknüpfungspunkte, sodass die Geschichte nicht im luftleeren Raum schwebt. Beispielsweise spielt die Familie Tyrell (die Tyrell Corporation stellt die Replikanten her) eine kleine Nebenrolle.
Ebenso folgt „Los Angeles“ dem Vorbild auf der erzählerischen Schiene. Hier wie da hat man eine klassische Crime Noir Story, die in eine nahe Zukunft übertragen wurde und die damit verbundenen Möglichkeiten nutzt. Die Ermittlerin ist eine einsame Wölfin, die selbst ein Geheimnis hütet, und überhaupt ist nicht jeder, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Wen wundert dies in einer Welt, in der Roboter nicht von Menschen zu unterscheiden sind?
Alles in allem liefert das Team einen überzeugenden Blick in eine neue Ecke der „Blade Runner“-Welt. „Los Angeles“ wird dem hohen Niveau der Vorbilder in allen Belangen gerecht.