Jürgen Höreth: Monster, Monster überall (Buch)

Jürgen Höreth
Monster, Monster überall
Titelbild und Innenillustrationen: Jürgen Höreth
KOVD, 2020, Hardcover, 226 Seiten, 14,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

In dieser Kollektion erwarten den Leser zehn Geschichten, die fast alle im Bereich des modernen Horrors, manches mal mit SF-Einschlag, anzusiedeln sind. Der Autor hält dabei einen bunten Strauß an Variationen für uns bereit.


Den Auftakt macht eine neue Geschichte um eines der ungewöhnlichsten Duos der Weird Fiction: Kalle und Emrah, denen KOVD bereits einen eigenen Band gewidmet hat, stoßen auf drei Russen - eine etwas schmerzhafte Begegnung, auch wenn Kalle aufgrund natürlich höchst illegaler Versuche keinen Schmerz mehr fühlt.

Im zweiten Beitrag der Sammlung darf eine Huldigung an den Altmeister Lovecraft nicht fehlen: Tief im Bayerischen Wald ist ein Meteor niedergegangen, der sich als weit mehr entpuppt als nur ein größerer Steinklumpen.

Eine eigene Hommage an das Superhelden-Topic darf auch nicht fehlen – und auch wenn unser Rächer der Enterbten nur vier Tage im Einsatz ist, sorgt er in dieser Zeit doch für Gerechtigkeit.

In die Fernen der Galaxis zieht es den Verfasser in der nächsten Erzählung. Nur, erwarten Sie nur keine klinisch-reine Story à la „Star Trek“ - vorliegend begegnet der Expedition auf einem fernen Planeten etwas Fremdes, das nicht lange fremd bleibt.

Weird Western ist ein Sub-Genre, das in Deutschland eher ein Schattendasein fristet. Zu unrecht, wie die nächste Story um einen Gunslinger, der sich als Sheriff ausgibt beweist, schließlich gab es auch im Wilden Westen Gerechtigkeit - auch wenn diese dieses Mal in Gestalt eines etwas derangierten Mannes daherkommt.

Zombies erfreuen sich nach wie vor großen Zuspruchs. Klar, dass auch vorliegend eine echte Zombie-Geschichte nicht fehlen darf. Eine Novelle um eine Oma, die nicht nur den Untoten zeigt, was eine Harke ist.

Kinderschänder sind Abschaum! Und in der nächsten Story greift sich ein solcher ein Opfer, das nicht so wehrlos ist, wie gedacht.

Die Apokalypse hat zugeschlagen - doch es gab Überlebende, die sich nicht nur mit den wandelnden Untoten, sondern auch mit parasitären Überlebenden rumschlagen müssen, die besser gestorben wären.

Niemand kann ins Zwielicht sehen - fast niemand, denn derjenige, der mit einem scharfen Blick geschlagen ist, sieht dort Monster wo er nur hinblickt.

In der letzten Geschichte geht es Nazis an den Kragen. Nachdem sich die Glatzköpfe und ihre in feinen Zwirn gekleideten Anführer an einem farbigen Pärchen vergriffen und dieses gekillt haben, schließt sich der Verbindung ein neuer, arischer Rekrut an - nur dass er weder arisch ist noch…


Wie wir dies von den Titeln von KOVD inzwischen gewohnt sind, hat man sich bei der Gestaltung des vom Formats her sehr angenehm in der Hand liegenden Buchs viel Mühe gegeben. Der Text wird auf jeder Seite passend eingerahmt, Fledermaus-Vignetten trennen die Kapitel jeweils voneinander. Damit nicht genug, hat der Autor selbst jeder Geschichte eine ganzseitige Illustration beigegeben und leitet auch jeden Beitrag kurz und knackig ein.

Inhaltlich wird der Freund modernen Horrors auf seine Kosten kommen. Stilistisch solide, thematisch abwechslungsreich unterhält Jürgen Höreth kurzweilig und packend.

Dass er sich dabei auch deutlich gegen Rechts positioniert sei ihm hoch anzurechnen, zumal die entsprechenden Texte zu den Besten der Sammlung zählen. Nach diesem Appetizer werde ich mir wohl doch noch seinen „Kalle und Emrah“-Band zulegen müssen - auch wenn ich persönlich mit Zombies nicht mehr so viel anfangen kann.