Gerrit C. Paulson: Notizen eines Gewinners (Buch)

Gerrit C. Paulson
Notizen eines Gewinners
2018, eBook, 4,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der 1988 geborene Gerrit C. Paulson wuchs in einer Kleinstadt in der Nähe von Dortmund auf und studierte Wirtschaftswissenschaften, um im Fachbereich Marketing zu promovieren. Nebenher verfasste er wohl auch seinen ersten Roman, „Notizen eines Gewinners“, in dem er den Leser mit einigen wichtigen Fragen konfrontiert.


Bisher führt Paolo McComen eher ein beschauliches Leben. Mit seinem Job als Dachdecker kam er gut zurecht und konnte auch sonst zufrieden sein. Doch dann wirft ein Millionengewinn in der Lotterie alles über den Haufen. Auch wenn er verantwortlich damit umgehen will. So verfällt er doch schon bald dem Wahn, den so viel Geld mit zu bringt. Er verliert die Bodenhaftung und verfällt nach und nach auch dem Alkohol, als er erkennen muss, dass ihn die Erfüllung seiner größten Wünsche nicht glücklich machen, ja ihn sogar von seinen wahren Freunden entfernen. Als dann auch noch ein weiterer Schicksalsschlag beweist wie wenig Geld helfen kann, beginnt er endgültig abzustürzen.

 

Es mag klischeehaft wirken, aber genügend Beispiele haben gezeigt, dass es Menschen gibt, die nach einem großen Geldsegen die Kontrolle über sich verlieren. Es ist natürlich legitim, sich auf einmal alle Wünsche erfüllen zu können und damit dann auch das Geld mit vollen Händen auszugeben - aber das Ganze hat auch Nebenwirkungen, die der Autor in dem Roman deutlich hervorhebt; zwar plakativ, aber durchaus nachvollziehbar - was zudem zum Nachdenken anregt.

Die Geschichte mag vorhersehbar sein, aber in diesem Fall scheint auch der Weg das Ziel zu sein. Akribisch erinnert der Autor daran, wie schnell man Bodenhaftung verlieren kann, wie schnell auch das Leben langweilig wird, wenn es nichts mehr gibt, was einen noch herausfordern kann. Außerdem scharen sich auch immer mehr Menschen um einen, die von dem Vermögen auch ihren Teil abhaben wollen, so dass es immer schwieriger wird, voneinander zu unterscheiden, wem man trauen kann und wem nicht.

Die Hauptfigur muss auf schmerzvolle Weise lernen, dass Geld nicht alles ändern kann und schafft es erst zum Ende hin, endlich zu erkennen, was er wirklich will. Dabei unterstützen ihn Visionen von einem Mönch, der Gott sein könnte, aber auch nur sein Gewissen und seine Vernunft. Diese Gespräche und auch die prägnanten Sätze, die der Held immer wieder in sein Buch schreibt, sind das Kernstück der Geschichte. Und sie erreichen auch durchaus ihr Ziel: den Leser nachdenken zu lassen und das Ende als so offen zu akzeptieren, wie es sein muss.

„Notizen eines Gewinners“ ist ein auf den ersten Blick vorhersehbares, aber doch erstaunlich feinsinniges Buch, das der Frage nachgeht, warum eigentlich Geld und finanzielle Sicherheit nicht wirklich immer glücklich machen können.