J. R. Ward: Winternacht - Black Dagger 34 (Buch)

J. R. Ward
Winternacht
Black Dagger 34
(Where Winter Finds You)
Übersetzung: Dorothee Witzemann
Heyne, 2020, Taschenbuch, 400 Seiten, 10,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Verborgen vor den Menschen leben sie mitten unter diesen. Die Sprache ist von Vampiren - Vampiren aber, die sich nicht am Blut der Menschen laben, sondern sich einzig von ihren Artgenossinnen nähren.

Trez ist einer, der bei den Vampiren nicht ganz unumstritten ist. Drogenhändler, Eigentümer eines angesagten Clubs der Stadt und zutiefst traumatisiert seitdem seine geliebte Shellan Selena, eine ehemalige Auserwählte der Jungfrau der Schrift, durch die Starre von seiner Seite gerissen wurde. Seitdem fehlt ihm ein Teil seiner Seele. Suizidgedanken, die Hilflosigkeit angesichts des Verlusts suchen ihn heim - bis er auf Therese, eine verarmte Vampirin aus Michigan trifft, die im Restaurant iAms als Kellnerin arbeitet und die nicht nur nett ist, sondern seiner versteinerten Shellan Selena äußerlich verblüffend gleicht.

Sein Angebot, ihr unter die Arme zu greifen, ihr ein sicheres Domizil statt des heruntergekommenen Wohnblocks, in dem sie gerade lebt zu vermieten, lehnt die junge Vampirin entschieden ab. Sie hat schmerzhaft gelernt, dass man nur auf eigenen Beinen wirklich frei und unabhängig ist.

Doch dann, inmitten eines Schneesturms, kommt es, wie es kommen muss.


J. R. Ward weiß, was ihre Leserinnen und Leser von ihr erwarten. So bietet auch der neueste Band der „Black Dagger“-Reihe wenig wirklich Innovatives. Das bekannte Schema - Marke: großer, starker Krieger wird vom Schicksal in die Knie gezwungen und rappelt sich mit Hilfe seiner wahren Liebe wieder auf - dient auch vorliegend als Blaupause der Handlung.

Nachdem in den ersten dreißig Bänden zumeist eher begüterte Schichten als Refugium für die Rekrutierung der wahren Geliebten respektive der neuen Kämpfer herhalten durften, so wendet sich die Autorin mittlerweile zunehmend Randgruppen zu. Ein behinderter (stummer) Krieger durfte uns bereits in die Handlung ziehen, nun eine Kellnerin aus einem ländlichen Kaff, die in die große Stadt kommt um ihrem Elend, das sie natürlich immer mit sich nimmt, zu entkommen.

Der Rest geht nach Schema X - sprich, die gewohnte Mischung aus Geheimnissen, Vertuschungen, Gewalt und plakativen Sex; eben genau das, was der Leser, respektive die Leserin, in diesen Romanen sucht und ein ums andere Mal findet.

Was den Leser doch noch, auch im 34. Aufguss, an die Bücher fesselt, das ist die versierte Art und Weise, wie Ward zu erzählen weiß. Sie schreibt zwar nicht unbedingt stilistisch sonderlich anspruchsvoll, dafür aber sehr flüssig und gefällig. Sprich, der Text entfaltet eine angenehme Sogwirkung, die Seiten blättern sich fast von selbst um.