Kurd Laßwitz: Aspira - Der Roman einer Wolke (Buch)

Kurd Laßwitz
Aspira - Der Roman einer Wolke
Kollektion Lasswitz 7
Titelbild: Jacob van Ruisdael
Verlag Dieter von Reeken, 2020, Paperback, 180 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Kurd Laßwitz erzählt in diesem zum ersten Mal 1905 veröffentlichten Kurzroman von einer gar merkwürdigen Begebenheit.


Aspira, die Tochter des Wolkenkönigs Minos, interessiert sich für das Leben der Menschen. Um diese besser kennen und damit verstehen zu lernen, steigt sie zu eben jenen Menschen auf die Erde hinab und lebt für einige Zeit im Körper der Chemikerin Wera Lentius.

Hier kann sie den Alltag, die Freuden aber auch das Leiden der Menschen studieren, nein besser ausgedrückt. miterleben, ja entscheidend eingreifen. Dass sich Wera in zwei Männer verliebt und sie sich letztlich für einen der Beiden entscheiden muss, offenbart der Wolke die Krux der menschlichen Liebe und letztlich des Lebens. Das persönliche Schicksal ist immer eine Folge der getroffenen Entscheidungen, wobei man mit seinen Entscheidungen leben, sie akzeptieren und das Beste daraus machen muss.

Als zweite Ebene fügt der Autor, immer aus Sicht der in der Frau materialisierten Wolke, die Frage nach dem Zwist zwischen Fortschritt und dem Respektieren der Natur hinzu - hier die Harmonie einer unberührten Natur, dort der menschengemachte Fortschritt. Aspira macht sich den menschlichen Glauben an den immerwährenden Fortschritt und dem damit verbundenen Aufstieg der Menschheit zu Eigen. In diesem Prozess entwickelt sich auch die Wolke fort. Ursprünglich ein neugieriger, naiver und impulsanter Naturgeist, später die angesichts der Emotionen und Entscheidungen gereifte Wolke, die den Menschen als ambivalentes Wesen erlebt hat und mit diesen Eindrücken zu ihrem Vater zurückkehrt.


So ist dies ein klassischer Roman, der lange bevor die Umweltschutzbewegung aktiv wurde, wichtige Fragen stellt und die immerwährende Problematik zwischen dem Bewahren der Natur und der Nutzung der Ressourcen thematisiert.