Claudia Fitschen: Dunkle Narben (Buch)

Claudia Fitschen
Dunkle Narben
2020, Paperback, 532 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Claudia Fitschen sagt von sich selbst, dass sie mit ihren Büchern Menschen helfen und nicht nur unterhalten will. Sie liebt es, in die dunklen Abgründe menschlicher Gedanken und Gefühle abzutauchen und dabei auch die Gewalt nicht auszuklammern, wie man an „Dunkle Narben“ merken kann, ihrem neuesten Werk.


Sarah leidet an einem Trauma, das eine brutale Vergewaltigung hinterlassen hat. Sie versucht zwar dagegen anzukämpfen, aber so recht will es ihr nicht gelingen, gerade weil sie einen neuen Freund hat. Alex, der heilende Wirkung hat, verdient es nicht, mit ihren Ängsten und Sorgen belastet zu werden. Doch einem Arzt kann man nicht lange etwas verschweigen und das ist vielleicht auch gut so, denn mit einem Paukenschlag kehrt der Vergewaltiger von damals in ihr Leben zurück und beginnt sie zu bedrängen. Nun ist guter Rat teuer und auch die Hilfe von ihrem ehemaligen Kollegen Tom, was Sarah zudem in ein Gefühlschaos wirft.

 

Claudia Fitschen kopiert in ihrer Geschichte doch ein wenig die üblichen Handlungsabläufe, die man aus vielen anderen Thrillern dieser Art kennt und verzichtet nicht darauf, zusätzliche Spannung durch eine Romanze zu schaffen.

Dabei verschenkt sie allerdings ein wenig die Kraft, die die Bearbeitung des Traumas alleine gebracht hätte. Denn auch wenn der Anfang sich sehr viel Zeit nimmt um in das Thema einzuführen, so überschlagen sich die Ereignisse am Ende doch zu sehr und sie nutzt die Gelegenheit nicht aus, die Psycho-Spiele des Vergewaltigers auszuweiten.

So ist die Handlung doch recht geradlinig und überschaubar. Immerhin kann man der Heldin zugutehalten, dass sie vom Opfer nach und nach auch zu einer Ermittlerin und selbst aktiv wird, ihre eigenen Fähigkeiten nutzt. Aber das Gefühlschaos mit einem Mal zwischen zwei Männern zu stehen, stört ein wenig. Und so fügt sich am Ende dann doch alles zusammen; die Ahnungen, die man als Leser hat, bestätigen sich ab einem bestimmten Zeitpunkt.

Alles in allem ist der Roman solide geschrieben, lebt in den Momenten, in denen das Trauma Thema ist, förmlich auf und kommt zu einem passenden Abschluss. Vielleicht ist er nicht ganz so fesselnd und „gruselig“ wie andere Werke dieser Art, da gerade der Gegenspieler viel zu blass bleibt, aber kurzweilige Unterhaltung ist garantiert.

„Dunkle Narben“ ist damit gutes Mittelmaß. Ein Psycho-Thriller mit guten Ansätzen, der nicht immer sein Potential ausnutzt aber dennoch ganz nett zu lesen ist und alle Erwartungen erfüllt.