Hanna Julian Cys vs. Silvers: River und Armand (Buch)

Hanna Julian
Cys vs. Silvers: River und Armand
dead soft, 2020, Paperback, 372 Seiten, 13,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Hanna Julian schreibt schon seit 2010 Gay-Literatur. Die meisten ihrer Romane erschienen bei dead soft, und sie scheint phantastische Hintergründe vorzuziehen - wie auch in ihrem aktuellen Buch „Cys vs. Silvers: River und Armand“, das in einer dystopischen Zukunft angesiedelt ist.


Das Leben hat River Ward übel mitgespielt. Schon als Baby von seiner Mutter verlassen und bei Pflegefamilien durchgereicht, erlebt er mit zehn Jahren auch noch eine Alien-Invasion mit und überlebt nur knapp. Jahre später verstümmelt ihn ein Initiationsritus so sehr, das Teile seines Körpers durch künstliche Organe und Gliedmaßen ersetzt werden müssen; in den Augen der anderen Männer eine Herabstufung als Lebewesen.

Als er in die Sklaverei verkauft werden soll, flieht der junge Mann unter falschem Namen auf ein Schiff, das die Meere kreuzt. Dort herrschen strenge Regeln, die der schattenhafte Kapitän gnadenlos durchsetzt. Aber River versucht das Beste daraus zu machen, vor allem als er den geheimnisvollen Armand kennen und vor allem lieben lernt.


Über Eines sollte man sich im Klaren sein: Hanna Julian erzählt in erster Linie eine Liebesgeschichte. Der Hintergrund, so interessante Ansätze er auch haben mag, dient als Szenario, um die beiden Protagonisten zusammenzubringen. Die „Science Fiction“-Elemente schaffen aber das geeignete Ambiente, um eine düstere und knallharte Umgebung zu schaffen und die exotisch machenden Besonderheiten von River und Armand herauszuarbeiten.

Und so bleibt die Autorin in den Schilderungen der Alien-Invasion und der Motive, die die Silvers dazu getrieben haben, die Erde anzugreifen und die weibliche Bevölkerung weitestgehend durch einen Virus auszurotten, eher schwammig und beschreibt nur so viel, wie es nötig ist, um die Handlung voranzutreiben und das Drama zwischen den beiden Hauptfiguren zu vertiefen.

Die Romanze ist solide und spannend in Szene gesetzt. Die Autorin erzählt zunächst ganz aus der Sicht von River, der getrieben und verstört eine Zuflucht sucht und dann mehr oder weniger schnell gleich in den Armen des älteren Cyborgs Armand landet, durch den er zum ersten Mal Sex erlebt, der auch für ihn mehr als befriedigend ist. Dabei sind die Beschreibungen der intimen Momente erotisch prickelnd und explizit zugleich, aber auch die emotionale Seite wird nicht vergessen. Denn die Autorin nutzt das volle Spektrum des Dramas, um die Beziehung der Beiden auf die Probe zu stellen. Gerade der Vertrauensverlust ist etwas, das der Bindung so schadet, dass sie sich erst nach und nach wieder kitten lässt. Die Figuren müssen gleichermaßen an dem reifen, was sie dadurch erfahren. Dadurch erhalten vor allem die beiden Helden Profil, während alle Nebenfiguren auf wenige Details reduziert sind.

Alles in allem bekommt der Fan solcher Themen genug geboten, um am Ball zu bleiben; einzig beim großen Showdown am Ende geht es vielleicht etwas zu schnell mit der Lösung der inzwischen angehäuften Probleme zwischen Liebe und äußerlichen Bedrohungen. Das Buch ist zudem in sich geschlossen, lässt aber durchaus auch noch genug Raum um fortgesetzt zu werden - vielleicht mit einem anderen Paar.

„Cys vs. Silvers: River und Armand“ ist eine leidenschaftliche, homoerotische Romanze, die den dystopischen Hintergrund benutzt, um der Beziehung noch ein wenig mehr Biss und Erotik zu verleihen. Fans dieses Genres werden ihren Spaß haben. Wer mehr auf ein SF-Abenteuer hofft, könnte dagegen eher enttäuscht werden, da viele interessante Details nur angerissen, aber nicht ausgearbeitet werden.