The Losers 1: Goliath (Comic)

The Losers 1
Goliath
(The Losers 1-6)
Autor: Andy Diggle
Zeichnungen: Jock
Farben: Lee Loughridge
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Lettering: WAL Project
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-912-0

Von Frank Drehmel

Die Losers, das sind Franklin Clay, William Roque, Jake Jensen, Carlos 'Cougar' Alvarez und Linwood 'Pooch' Porteous. Einst arbeiteten sie als hochspezialisierte Agenten für die CIA, bis ihr Arbeitgeber sie verriet und zum Abschuss freigab.

Nun ist für die fünf knallharten Verlierer die Zeit gekommen, es der Agency heimzuzahlen, ihr den Krieg zu erklären und den eigenen Namen reinzuwaschen, wobei ihnen die paramilitärisch ausgebildete toughe Killerin Aisha al-Fadhil, die als Kind im Widerstand gegen russische Besatzer ihr Tötungshandwerk lernte, zur Seite steht. Im Mittelpunkt der Rachepläne steht ein geheimnisvoller Drahtzieher innerhalb der CIA, der für den Verrat mutmaßlich verantwortlich zeichnete und von dem kaum mehr als ein Name bekannt ist: Max. Um dem ans Bein zu pissen, wollen sie Beweise für die „vollkommen abgefuckten“ Waffen- und vor allem Drogen-Transaktionen der Organisation sammeln, die Jake Jensen folgendermaßen kolportiert: „Sie verkaufen Stoff an das amerikanische Volk, um mit dem Geld das amerikanische Volk vor den Typen zu beschützen, die den Stoff anbauen, den sie verkaufen“. Da die Loser Charaktere sind, die lieber klotzen statt kleckern, fällt ihr Plan – euphemistisch ausgedrückt – entsprechend ehrgeizig aus. Nicht nur, dass dazu der Diebstahl eines riesigen Militärhubschraubers und eines gepanzerten Wagens gehört, am Ende steht die Kaperung eines schwerbewachten Supertankers mit nur sechs Mann, wobei sich die Verlierer im Klaren darüber sind, dass sich die CIA ihre schmutzigen Gelder und Waren nicht so einfach stehlen lassen und ihnen weitere Killer hinterherschicken wird.

Storys, die auf Verschwörungstheorien basieren, laufen leicht Gefahr, zu abgeschmackter Anti-Irgendwas-Propaganda zu verkommen, gerade wenn Organisationen wie die CIA, deren Geschäfte (auch) Geheimnisse sind, im Fokus der Betrachtung stehen. Regelmäßig schlittern solche Machwerke, so ernst sie auch von selbsternannten Enthüllern, Wissensbewahrern und Anhängern des wahren Glaubens genommen werden, am Rande der Lächerlichkeit dahin und oft über den Rand hinaus. Auch Andy Diggles Geschichte ist nicht frei von verschwörungstheoretischer Mythenbildung beziehungsweise -nutzung. Wenn er einen Protagonisten das Wort „God“ in der Zeile „In God we trust“, welche die US-amerikanische Ein-Dollar-Note ziert, als Akronym für „Guns, Oil, Drugs“ definieren lässt, dann werden sicherlich die Leser, die das schon immer gewusst haben, beifällig mit dem Kopf nicken.

Dass die Geschichte dennoch die Kurve kriegt, liegt an der äußerst spannenden Inszenierung. In Manier eines klassischen Heist-Movies (vom engl. „Heist“, Raubüberfall) stellt er seine Protagonisten vor auf den ersten Blick unlösbare Aufgaben, die sie nur mit Geschick, Glück, List, Tücke und roher Gewalt lösen können, sodass hinter der Bewunderung für den „tricky“ Modus Operandi des Teams, der verschwörungstheoretische Hintergrund zweitrangig wird. Sympathisch macht die harten Jungs zudem ihre Attitüde, Leute, die unschuldig sind oder die nur ihren Job – wie die Bewacher militärischer Einrichtungen – machen, zwar nicht mit Samthandschuhen anzufassen, sie aber nicht einfach umzunieten, zumal aus dieser Einschränkung besondere und besonders spannende Vorgehensweisen in der Verfolgung der Ziele resultieren.

Jocks detailarmes, kantiges und im Panel-Layout freies und dynamisches Artwork stellt in Verbindung mit der flächigen, in der Farbpalette reduzierten Koloration eine gefällige, stimmige Umsetzung dieser kantigen Geschichte über fünf harte Jungs und ein hartes Mädchen dar.

Fazit: Eine spannend und – falls einen Verschwörungstheorien und CIA-Bashing nicht stören – äußerst unterhaltsam inszenierte Heist-Story; die auch in ihrer dynamischen Visualisierung überzeugt.