P. B. Ryan: Nell Sweeney und der schwarze Freitag (Buch)

P. B. Ryan
Nell Sweeney und der schwarze Freitag
(Murder on Black Friday, 2005)
Übersetzung: Alexanda Kranfeld
dp Verlag, 2020, eBook, 2,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

P. B. Ryan ist eines der Pseudonyme der amerikanischen Bestseller-Autorin Patricia Ryan, die im weiten Feld der romantischen Kriminal-Geschichten zu Hause ist. Mit Nell Sweeney bewegt sie sich in einer für Europäer eher unbekannten Epoche der amerikanischen Geschichte im Boston der späten 1860er Jahre und spielt auch auf historische Ereignisse an, wie der neuste Roman „Nell Sweeney und der schwarze Freitag“ zeigt.

 

Goldspekulanten haben die Wirtschaft im Herbst 1869 schwer geschädigt und viele reiche Gentlemen in den Ruin getrieben. Einige Männer bringen sich lieber um, statt in Schande und Armut weiter leben zu müssen - scheinbar auch Phillip Munro. Allerdings stellt Will Hewett, der ihn untersucht, sehr schnell fest, dass da etwas nicht stimmen kann.

Deshalb erzählt er auch Nell Sweeney davon, der gewitzten und klugen Gouvernante seiner Familie, die schon mehrfach bewiesen hat, was für eine gute Spürnase sie besitzt. Und tatsächlich kommen sie schon bald jeder Menge dunkler Geheimnisse rund um den Toten auf die Spur.


Hier trifft der Leser auf einen bereits veröffentlichten Roman, der in der „Historical“-Reihe des Cora-Verlags erschien, was überraschenderweise auch passt - denn der Buch ist zugleich Krimi und historisch-romantisches Sittengemälde. Auch wenn die Autorin ihre Heldin und das Umfeld nicht zum ersten Mal besucht, so kommt man doch ausgesprochen leicht in die Handlung hinein, denn die Autorin liefert die entsprechenden Informationen, arbeitet auch die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehende Romanze heraus.

Der Fall selbst ist typisch für diese Zeit und Gesellschaftsschicht. In einer Epoche in der der Ruf alles ist, wird alles versucht, um ihn zu wahren, was für die Frauen überlebenswichtiger zu sein scheint als für die Männer, die sich auch weiterhin alles von den Schwächeren nehmen, was sie haben wollen.

Und da zieht die Autorin alle Klischees und Register, die man auch auf die britische Adelsgesellschaft anwenden kann. Düstere und süße Familiengeheimnisse, eine fehlende Sittsamkeit und Gentlemen, die nicht unbedingt welche sind.

Das liest sich flüssig und stimmig, auch wenn natürlich nichts in die Tiefe geht und die Nebenfiguren auf ihre Rolle in der Handlung reduziert bleiben. Immerhin hat die Autorin sehr gut recherchiert, stimmt die Leser auch auf die Zeit und das vorausgehende Ereignis ein, was zugleich auch eine interessante Geschichtsstunde ist.

„Nell Sweeney und der schwarze Freitag“ mag vielleicht kein ausgefeilter und überraschender Krimi sein, ist aber ein unterhaltsames Sittengemälde aus einer bisher wenig bekannten Epoche, der sich kurzweilig lesen lässt.