The Boys 5: Herogasm (Comic)

The Boys 5
Herogasm
(The Boys: Herogasm 1 – 6)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: John McCrea, Keith Burns
Farben: Tony Avina
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Lettering: Alessandron Benedetti
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Frank Drehmel

Was machen Superhelden und Superschurken, wenn sie einmal im Jahr richtig relaxen wollen? Sie erfinden eine kosmische Bedrohung, die das gemeinsame Eingreifen aller Superwesen der Erde notwendig macht und verschwinden allesamt dann heimlich auf einer kleinen Insel vor Costa Rica, um sich dort mehrere Tage in einem riesigen Gangbang die Seelen aus dem Leib zu vögeln, wobei Vought-American, der zwielichtige Konzern mit den noch zwielichtigeren Absichten, und amerikanische Regierungsbeamte, ebenfalls kräftig mitmischen und die Boys ein Auge auf alles haben.

Um gleich zu Beginn zum Höhepunkt zu kommen: Die Mini-Serie „Herogasm“, die ursprünglich außerhalb des regulären „The Boys“-Runs erschien, stellt vor allem erzählerisch den bisherigen absoluten Tiefpunkt der Tradepaperback-Reihe dar. Darüber, dass „The Boys“ bisher keine feinfühligen Geschichten für Schöngeister, Ästheten und Poeten geboten hat, braucht man sich angesichts derber Zoten, ätzender Satire, Brutalität und Zynismus keinen Illusionen hingeben. Allerdings kamen die Geschichten trotz des fragwürdigen Ansatzes dennoch relativ originell daher und wurden von gefühlsechten Protagonisten – eben den harten Jungs – getragen. In „Herogasm“ jedoch entwickelt Ennis weder die Figuren fort, noch erweitert er den Hintergrund um eine wirklich zündende Idee. Mit etwas gutem Willen kann man zwar die satirische Kommentierung der „Team Up“- beziehungsweise„Cross Over“-Storylines der großen Verlage als mäßig originell auffassen, aber letztlich wurde Ähnliches schon in den vorherigen Alben ad nauseam thematisiert, sodass man das Gefühlt hat, Ennis drehe sich erzählerisch im Kreis.

Wirklich düster sieht zudem es in der Zeichnung der Charaktere aus: die Boys sind quasi inexistent und ohne Anbindung an den Hauptstoryarc; lediglich die Superman-Allegorie Homelander, die irre Nemesis Billy Butchers, darf noch psychopathischer und gestörter als bisher auftreten. Damit beschränkt sich die „Orignalität“, auf Zoten im Rahmen der zum Teil sehr speziellen sexuellen Praktiken von Superhelden – wobei hier Ennis' Phantasie den Männern deutlich vielseitigere Optionen zugesteht Heldinnen – sowie die Visualisierung dieser Extravaganzen durch ein gefälliges, aber nicht sonderlich aufregendes, weil zu glattes Artwork.

Fazit: Die Ideenlosigkeit dieses knapp an Pornografie vorbeischrammenden Tradepaperbacks hinterlässt ein schalen Beigeschmack, da sie in Verbindung mit anderen Serien wie beispielsweise „Chronicles of Wormwood“ zu belegen scheint, dass man die grandiose „Preacher“-Reihe nicht als Referenz für Ennis' Schaffen nehmen sollte.