Margaret Killjoy: Das Lamm wird den Löwen verschlingen (Buch)

Margaret Killjoy
Das Lamm wird den Löwen verschlingen
(The Lamb Will Slaughter the Lion, 2017)
Übersetzung: Simona Turini
Titelbild: Timo Wuerz
Festa, 2020, Hardcover, 158 Seiten, 18,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen in Freedom, Iowa, in der Nähe von Chicago. Hier, in einem verlassenen Dorf, haben sich Hausbesetzer, Punks und Anarchisten ihr Utopia verwirklicht. Eine ideale Kommune, die die kollektivistische Idee lebt. Und hierher kommt Danielle, die ihr Leben auf der Straße verbringt. Ihr bester Freund, der eine Zeitlang hier gelebt hat, hat sich im wahrsten Sinne des Wortes die Kehle durchgeschnitten - und sie will wissen, warum.

Schon als sie sich dem Dorf nähert stößt sie auf - Merkwürdigkeiten. Tiere, deren Brustkorb aufgerissen ist, deren Herz fehlt, die aber dennoch herumlaufen. Dann begegnet sie dem blutrote Hirsch mit drei Geweihen. Zur Sommersonnenwende wurde Uliksi beschworen um die, die Macht über andere wollen, zu jagen.

Der Hirsch tötete einen Despoten - doch jetzt ist er scheinbar auf der Jagd nach denen, die ihn beschworen haben. Nur zur Sommersonnenwende kann er gebannt werden – vielleicht. Wenn man ein Ritual findet und jemand mit dem Wissen und der Befähigung echte Magie zu wirken sich dazu bereiterklärt.

 

Ich hatte es schon erwähnt, ich liebe diese kurzen Romane, fast schon mehr Novelle als Roman, die der Festa Verlag in seiner „Spezial“-Reihe vorlegt. Die wohltuend knapp gehaltenen Texte eignen sich bestens als Lektüre für zwischendurch, bieten dem Leser aber dennoch sein gewünschtes Lesefutter.

Vorliegend präsentiert sich der Text als phantastisch, ist aber weit von den Titeln entfernt, die in der „Extrem“-Reihe desselben Verlags publiziert werden. Wer harten Horror sucht, in Blut- und Gewalt-Orgien schwelgen will, der ist hier definitiv falsch.

Stattdessen verwöhnt uns die Autorin, die große Teile ihres queeren Lebens als Transfrau auf der Straße verbrachte, mit einer dunklen Bedrohung, die durch und mittels des Hirschs mit den drei Geweihen in den Plot Einzug hält.

Hier baut sie eine unheimliche Stimmung auf, die den Text mehr und mehr bestimmt. Eingebettet in eine auf den ersten Blick funktionierende Kommune, übernimmt die Bedrohung durch den Hirsch nach und nach das Geschehen, fördert Gewalt unter den Punks und Hausbesetzern und stört die scheinbare Idylle.

So zieht der Plot seine Faszination zum einen aus den ungewöhnlichen Protagonisten, aber auch aus der Kulisse, in der die Autorin ihre Handlung in sich stimmig und atmosphärisch dicht ablaufen lässt.