Millicent Light: Schule der Sünde (Buch)

Millicent Light
Schule der Sünde
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 184 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-96477-846-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von Millicent Light, das ist ein Pseudonym, erfährt man, dass sie in den 70er Jahren geboren wurde, eine Familie gründete und sich mit ihrer Freude am Schreiben bald den Erwachsenen-Themen zuwandte. Bei Blue Panther Books sind vier Bücher von ihr erschienen, darunter der Kurzgeschichten-Band „Schule der Sünde“. Der Titel beinhaltet 13 Storys und eine 14., „Die geile Bücherschnecke“, die kostenlos im Internet abgerufen werden kann mittels des beigefügten Codes.


Handlungsort ist eine Schule - präziser: ein Gymnasium, denn die Akteure sind mindestens 16 oder besser 18 Jahre alt, sodass ihre Interaktionen straffrei bleiben und den Lehrern, sofern sie sich nicht miteinander, sondern mit ihren Schutzbefohlenen befassen, der Kindes- beziehungsweise Missbrauch Minderjähriger erspart bleibt und ihre Vergehen ‚lediglich‘ den Missbrauch im Abhängigkeitsverhältnis betreffen.

Die Thematik kennt man auch aus Mangas/Animes, in denen sich Schüler und Schüler, Lehrer und Schüler, Lehrer und Lehrer einander annähern, wobei Alter, sozialer und beruflicher Status, Intellekt, die Art des Umwerbens oder sich Verweigerns etc. die Beziehung definieren - und wichtig ist immer, dass die (meist) illegitime Beziehung nicht auffliegt, weil es den Beteiligten schaden würde, was natürlich von jenen, die sich zum einvernehmlichen Sex bekennen, nicht gewünscht wird.

„Wenn Mathematik auf Geschichte trifft“, toben sich zwei ‚undervögelte‘ Lehrer an jedem beliebigen Ort in der Schule aus.
„Kein Kartenspiel auf der Schulparty…“ ist so ‚geil‘ wie das, was Anna dort erlebt, und ihr Schwarm Mark ist auch dabei.
Die Lehrer Rita, Leila und der neue Kollege Mark machen nach dem Meeting noch ein bisschen „Büroarbeit“.
Für Clara ist „Jugendliebe - Das erste Mal“. Sie ist betrübt, denn ihr Schwarm Leo wird nach den Abi-Streichen nicht mehr da sein, und er hat Clara bisher noch nicht einmal zur Kenntnis genommen. Als ein ekliger Kerl sie zu vergewaltigen versucht, ist Leo nicht bloß ihr Retter, sondern erfüllt den Wunschtraum des Mädchens.
Erotische Spielchen beim „Meeting“ zwischen zwei Lehrerinnen machen auch den Kollegen heiß.
Das verwitwete „Rektorchen“ bewundert seine strenge Sekretärin, die anscheinend gegenüber den schulischen Ausschweifungen immun ist – bis sie sich seiner annimmt.
„Guter Sex –-Gute Noten“ entscheiden über die Zukunft von Peggy und ihren Mitschülerinnen bei ihrem ‚Arschloch-Lehrer‘.
„Sexualkunde“ kann ganz pragmatisch unterrichtet werden mit älteren Schülern, die sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen.
Das „Bockspringen“ turnt die Turnlehrerin an - und einige ihrer nachhilfebedürftigen Zöglinge.
Die Schulbehörde sendet eine Repräsentantin an die „Schule der Sünde“, wo der Stellvertreter des Stellvertreters des Rektor(chen)s befriedigende Antworten gibt.
Eric will bei der strengen Frau Remmers „Nachsitzen“. Er hat Gerüchte gehört, an die er ständig denken muss.
„Hausmeister - Der Mann für alle Fälle“ weiß genau, wie es in der Schule zugeht und plaudert aus dem Nähkästchen.


Ein wenig erinnern die Geschichten an die Blümchen-Sex-Klamotten aus den 70er Jahre. „Die Schule der Sünde“ ist weniger ein Ort des Unterrichtens und des Lernens als eine Stätte des Vergnügens, denn man begegnet Leuten mit ähnlicher Gesinnung, die Party machen und Sex haben wollen. Sowohl die Schüler treiben es untereinander als auch die Lehrer, und für gute Noten oder spezielle Spielchen lassen sich die Pädagogen von ihren willigen Zöglingen auch sehr gern verwöhnen. Infolgedessen findet man Voyeurismus, Masturbation, Verführung, Entjungferung, Lesben-Sex, die Ménage à Trois, Gangbang, Dominanz und Unterwerfung.

Die anschaulich geschilderten Szenen sind eingebettet in den ganz nebensächlichen Lehrer- und Schüleralltag, von dem die Impulse ausgehen, die schließlich zum Sex führen. Dementsprechend sind Hintergrund und Charaktere sehr schlicht gezeichnet, um dem eigentlichen Anliegen ausreichend Raum zu geben - denn genau das will ja das Publikum lesen, während die Kümmernisse der Figuren nicht weiter interessieren.

Die Autorin erfüllt die Erwartungen der Lese und schafft es trotz der Begrenzung durch die Location, für Abwechslung zu sorgen. Die Schilderungen sind grafisch, aber von der Wortwahl her nicht zu derb. Zwar nutzen die Protagonisten die Umstände aus, doch handelt es sich um ein wechselseitiges Geben und Nehmen, jeder kommt auf seine Kosten und ist anschließend befriedigt und zufrieden.

Wer es nicht zu deftig mag, tut bei diesem Titel keinen Fehlgriff.