Mikkel Robrahn: Der Kompass im Nebel - Hidden Worlds 1 (Buch)

Mikkel Robrahn
Der Kompass im Nebel
Hidden Worlds 1
Titelbild: Alexander Kopainski
Fischer, 2020, Paperback, 350 Seiten, 15,00 EUR, ISBN ISBN 978-3-7335-5000-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Der in Edinburgh aufgewachsene Elliot Craig kümmert sich um seinen Vater, der seit einem Unfall, bei dem er schwer verletzt wurde, tagaus tagein nur mehr an der Glotze hängt. Schon in der Schule war Elliot ein Sonderling, gemobbt und getriezt von den Stärkeren, seitdem hat sich nichts wirklich verbessert. Seine Mutter hat die Familie kurz nach seiner Geburt verlassen - außer ein Bild und einem selbst verfassten Buch mit Drachen hat der Junge nichts von ihr, schon gar keine Erinnerungen.

Als eines Abends in der Kasse im Burger-Laden, in dem er sich um die Zubereitung der Fleischklopps kümmert, 400 Pfund fehlen, ist er seinen Aushilfsjob los. In die baufällige Bruchbude, die sein Vater und er ihr Heim nennen zurückgekehrt, verweist sein Vater ihn an einen Ladeninhaber, der der Familie noch etwas schulden würde.

Der Laden, in dem Kilts verkauft werden, ist kaum aufzufinden, der Inhaber aber macht Elliot ein Angebot. Er kann in seinem Kaufhaus für magische Sachen arbeiten.

Verrückt, denken Sie jetzt, so etwas gibt es doch nicht - da denken Sie dasselbe wie Elliot, bis dieser ins Merlin-Center eintritt. Er darf in der Abteilung für magische Tiere arbeiten, lernt Elfen und Zwerge kennen, rettet einen Pegasus und stößt immer wieder auf Hinweise auf seine Mutter.

Anscheinend wird diese von den magischen Wesen verehrt, hat sie sich doch mit der allmächtigen Inquisition der Kirche angelegt und eine Anleitung, wie das seit Jahrhunderten von der Kirche verschlossene Tor nach Avalon, der Heimat der Magie aufgestoßen werden kann, entwendet. Seitdem sitzt sie im Kerker der Inquisition, die ferne Heimat ist den Magischen verwehrt.

Dies soll, dies muss sich ändern, beschließt unser Elliot, findet Freunde und Unterstützer und macht sich auf, das Tor zu suchen und weit aufzustoßen - allen Widerständen zum Trotz...


Urban Fantasy nennt man die Unter-Art der Phantastik, die uns magische Wesen in einer Welt zeigt, die an unsere aktuelle Realität erinnert. Und so begegnet uns ein junger Mann, der unsicher ist ob des Schicksals, das es bislang wahrlich nicht gut mit ihm gemeint hat. Eine Mutter, über die der Vater nie redet, die die Familie einfach im Stich gelassen hat, dazu er, schon in jungen Jahren der alleinige Ernährer der Familie, weigert sich sein Vater doch öffentliche Hilfe und Unterstützung einzufordern.

Dass solch ein Mensch einsam, alleine ist kann man gut nachvollziehen, so dass der Leser schon zu Beginn Mitleid mit dem Erzähler hat. Allerdings hat man derartige Szenarien schon oft gelesen: ein junger nicht eben vom Schicksal auf Rosen gebetteter Mensch lernt die verborgene übernatürliche Welt kennen, sucht und findet dort seinen Platz und begeht eine Heldentat.

Das Besondere an vorliegendem Roman ist sicherlich die Idee vom magischen Kaufhaus. Was wäre das doch für ein faszinierendes Einkaufserlebnis: ein Kaufhaus für all die Dinge, die es selbst online nirgends gibt. Magische Tränke und Bücher, Waffen, Essen und ein Zoo in dem die letzten ihrer bedrohten Art eine sichere Heimat finden. Wow, was für eine Idee, was für ein Schauplatz, den der Autor dann auch nicht zu ausgiebig sondern wohldosiert nutzt. Dazu kommen die üblichen Versatzstücke: Abenteuer, Bedrohungen, Verräter und Verfolger - das ist bekannt, unterhält aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen gut.

Insgesamt also ein interessanter, ein flüssig lesbarer und spannender Roman, der den Leser ein paar Stunden in eine Welt entführt, in der Magie existiert.