Lisa J. Smith: Der Verrat – Der magische Zirkel 2 (Buch)

Lisa J. Smith
Der Verrat
Der magische Zirkel 2
(The Secret Circle – The Captive, Part 1 & 2, 1992)
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Gross, neu bearbeitet von Kerstin Windisch
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Valentina Kallias
cbt, 2010, Taschenbuch, 254 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-570-30661-1
(die deutsche Erstausgabe erschien 1994 unter dem Titel „Die Hexen von Salem – Halloween“ bei Cora)

Irene Salzmann

Langsam beginnt Cassie Blake, sich in New Salem wohl zu fühlen. Die schrullige Großmutter entpuppt sich als freundliche und kluge Frau, an ihr düsteres Haus gewöhnt man sich mit der Zeit, und die beliebte Diana ist Cassies beste Freundin. Auch gehört das junge Mädchen nun zusammen mit Diana und zehn anderen dem magischen Zirkel an, der die Geheimnisse der Ahnen, der Hexen von Salem, zu enträtseln versucht.

Dabei verlieren die sieben Mädchen und fünf Jungen die Kontrolle über ein magisches Artefakt. Eine böse Macht entweicht dem Kristallschädel des Hexers Black John, und plötzlich sterben Menschen auf mysteriöse Weise. Cassie gibt sich die Schuld an diesen Vorfällen, denn sie hat Diana betrogen, das Artefakt gestohlen und Faye ein weiteres verhängnisvolles Experiment ermöglicht. Obwohl Cassie damit ihren Teil des Handels erfüllt hat, möchte Faye das jüngere Mädchen auch weiterhin benutzen. Da Diana nicht erfahren soll, dass sich Cassie und Adam, Dianas Freund, ineinander verliebt und dieser Liebe entsagt haben, ist Cassie Faye weiterhin zu Willen. Diese plant, Diana als Meisterin des Zirkels abzulösen, und dafür braucht sie Cassies Stimme bei der Wahl ...

Um die Handlung von „Der Verrat“ zu verstehen, sollte man „Die Ankunft“, den ersten Band der Trilogie „Der Magische Zirkel“, gelesen haben, die Bücher sind nicht in sich abgeschlossen, sondern gehen nahtlos ineinander über. Auch den abschließenden Roman, „Die Erlösung“, sollte man sich zulegen, möchte man das Ende erfahren.

Hauptfigur Cassie hat nach anfänglichen Schwierigkeiten Fuß in New Salem gefasst und wurde Mitglied des Hexenzirkels. Schon bald zeigt sich, dass sie über starke magische Kräfte verfügt. Dennoch kommt sie gegen Faye nicht an und wird Opfer einer gemeinen Erpressung. Zwar weiß Cassie, dass sie falsch handelt, aber um Diana unnötigen Kummer zu ersparen, lässt sie sich auf das böse Spiel ein, und dann gibt es plötzlich kein Zurück mehr – eine vorhersehbare Entwicklung, die gern und oft von Autoren beschrieben wird. Dabei gibt es keinen konkreten Grund für Cassie, die Wahrheit zu verheimlichen, denn zwischen ihr und Adam passierte nichts, was Diana nicht erfahren dürfte. Hinzu kommt, dass diejenigen, die unter der Situation wirklich leiden, Cassie und Adam sind, die sich geschworen haben, aufeinander zu verzichten, da sie beide Diana lieben. Aber ohne einen solchen Twist würde der Handlung natürlich etwas fehlen, denn das phantastische Abenteuer allein wäre weniger reizvoll ohne die Wechselbeziehung mit der unglücklichen Romanze. Die Situation eskaliert, denn durch Fayes Gier nach mehr Macht, Cassies Fehler und die Unwissenheit der Teenager gelingt es dem Bösen, seinem Gefängnis zu entkommen und wieder Fuß zu fassen in New Salem. Es ereignen sich schlimme Dinge, die ahnen lassen, dass dies erst der Anfang ist. Eine harmlose Teenie-Love-Comedy mit einer Prise Mystery ist die Trilogie längst nicht mehr. Und so endet der Band mit mehreren üblen Überraschungen, vor allem für Cassie, die eine ihr nahestehende Person verliert und zu ihren Fehlentscheidungen stehen muss. Der Zirkel ist gespalten, zwischen den Mitgliedern herrscht Misstrauen, und das zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt. Mit einem Cliffhanger endet das Buch und erlaubt den Lesern zu spekulieren, wie es weitergeht.

Der Titel wendet sich in erster Linie an ein weibliches Publikum zwischen 13 und 16 Jahre, das durch Serien wie „Twilight“, „House of Night“ oder „Evernight“ Zugang zu den phantastischen Genres fand. Aber auch reifere Leser, die Spaß an den genannten Reihen haben, werden von der Trilogie „Der magische Zirkel“ gut unterhalten. Zwar ist so manches vorhersehbar, aber ohne bestimmte Schemata und Achetypen würde die Handlung nicht funktionieren. Folgte man der Story bis hierher, wird man sich auch das Finale nicht entgehen lassen wollen. Gewiss bietet es noch einige dicke Überraschungen.