Gerhard Schneider (Hrsg.): Kaltes klares Wasser (Buch)

Gerhard Schneider (Hrsg.)
Kaltes klares Wasser
Titelbild: Uli Bendick
p.machinery, 2020, Paperback, 278 Seiten, 15,90 EUR, ISBN 978-3-95765-194-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wasser ist das, was aus dem Hahn kommt wenn man ihn aufdreht. So zumindest die landläufige Meinung derer, die in begüterten Ländern leben. Wasser, das ist rein, das kann man trinken, das wird aber auch zum Waschen, Putzen ja zur Entsorgung der Fäkalien benutzt - schließlich ist ja genug davon vorhanden - meint man.

Doch, was bei uns in den Industrieländern in den gemäßigten Zonen noch allgemein gültige Überzeugung ist, das sieht ein paar tausend Kilometer südlich schon ganz anders aus.

Wir kennen es auch dem Urlaub in südlichen Gefilden: Das Wasser aus der Leitung kann man vielleicht gerade noch zum Zähne putzen nehmen - und auch dies nicht überall -, doch trinken? Nein beileibe nicht. Stattdessen kleben Hinweise in der Dusche, dass man doch bitte das rare Gut nicht gedankenlos einsetzen soll. Wasser, ein rares Gut?

Wasser ist ein Rohstoff wie jeder andere, ein endlicher Rohstoff, ein teurer, weil lebensnotwendiger Rohstoff noch dazu. Entsprechend haben sich die internationalen Großkonzerne schon seit Jahren mit dem Thema befasst, nutzen jede Chance um Wasserrechte auf der ganzen Welt (auch in Europa und Deutschland) zu kaufen - und damit dann Profit zu machen. Das Shareholder Value geht hier immer vor der Not der Bevölkerung - wer sich Wasser nicht leisten kann, der soll eben darben, kann vergiftetes Wasser aus den als Kloaken genutzten Flüssen in Entwicklungsländern trinken und verrecken. Die drastische Ausdrucksweise bitte ich zu verzeihen, allein, die Realität sieht so aus, zumeist ist sie noch schlimmer.


Gerhard Schneider hat unter dem Titel "Kaltes klares Wasser" aufgerufen, Geschichten um und mit dem kostbaren Nass einzusenden. Viele Autorinnen und Autoren sind seinem Ruf gefolgt, siebzehn Erzählungen hat der Herausgeber ausgewählt und in vorliegendem Band gesammelt.

Überraschend, oder bei näherer Überlegung doch wieder nicht, thematisiert so mancher Verfasser den Umgang der oftmals skrupellosen Geschäftemacher mit dem lebensnotwendigen Nass. Das nimmt dann oft ergreifende, weil so gut vorstellbar zynische Züge an, dass man glaubt einfach, dass es so oder so ähnlich bereits heute hinter den Kulissen zugeht. Das macht wütend, das weckt Betroffenheit und auch, ich gebe es zu, Hilflosigkeit. Was kann man als Einzelner schon machen? Doch wenn man nicht lautstark Kritik übt an den Entwicklungen, an den Zuständen, dann werden die schrecklichen Visionen in diesem Band in vielleicht gar nicht allzu ferner Zukunft Wirklichkeit.

Insoweit waren die durchweg gut lesbaren, stilistisch soliden Beiträge aufrüttelnd und auch wichtig, rücken sie doch ein Problem ins Gesichtsfeld, das man angesichts der vielen Probleme die uns tagtäglich heimsuchen, fast vergisst: Wasser ist Leben und gehört allen, sprich ist ein Lebens-, ein Menschenrecht!