Stefan Burban: Söldnerzwielicht (Buch)

Stefan Burban
Söldnerzwielicht
Titelbild: Allan J. Stark
Atlantis, 2019, Paperback, 304 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-86402-634-8 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Seitdem (in „Söldnertreue“, dem zweiten Band der „Söldner“-Reihe) eine große Bedrohung abgewendet und der fragile Friede zwischen den Moyri und den Varis erhalten werden konnte, befehligt Kilian die überlebenden Söldner, die zuvor dem gefallenen Ciran Talbert folgten. Als ihnen die Mittel auszugehen drohen, um die vielen Krieger zu versorgen, stoßen sie auf eine Frau, die dringend Hilfe benötigt, denn ihre Häscher sind Todesritter, durch Magie belebte, nur schwer zerstörbare Kämpfer.

Bianca erzählt Kilian von dem Konflikt der Städte Arysella und Sahon, die einst befreundet waren und Handel trieben, bis Sahon von der Zauberin Maria Anteri übernommen wurde und nach den Goldadern Arysellas zu gieren anfing, was der Beginn eines langen Krieges werden sollte, der seither den Ort, mit Ausnahmen seiner Schätze, viele Menschenleben und Ressourcen kostet.

Die Aussicht auf Reichtum veranlasst die Söldner, Bianca nach Hause zu eskortieren. Prompt werden sie in dem Wald, der beide Städte umgibt, von den Todesrittern überfallen und erleiden schlimme Verluste. Das scheint Biancas Geschichte zu bestätigen, obschon Kilian bezweifelt, dass er die ganze Geschichte erfahren hat.

Wie berechtigt sein Misstrauen ist, finden Kilians Vertraute als Erste heraus: Evaline, die über Arysella herrscht, verfügt ebenfalls über magische Kräfte und macht sich den Anführer der Söldner gefügig. Seine Freunde sollen bei einem Angriff auf Sahon sterben und die anderen in nützliche Sklaven verwandelt werden, die Evaline den Rücken freihalten, wenn sie ihren Plan, einen bösen Gott aus seinem Gefängnis zu befreien, in die Tat umsetzt. Die Mittel dazu haben ihr die Krieger selbst in die Hände gespielt.


Auch der dritte Band der „Söldner“-Serie, „Söldnerzwielicht“, ist relativ in sich abgeschlossen. Die Handlung baut zwar auf den vorherigen Romanen, „Söldnerehre“ und „Söldnertreue“, auf, doch was man daraus wissen muss, wird in einigen Nebensätzen abgehandelt. Hat man Spaß an dem Thema, sollte man jedoch mit dem ersten Buch beginnen, um die Details und tieferen Zusammenhänge zu erfahren, zumal es diesmal eine große Überraschung gibt.

Hauptfigur Kilian hat sich vom Anführer einer kleinen Söldner-Gruppe und Kriegsheld zum Befehlshaber einer kleinen Armee hochgearbeitet. Die überlebenden Kameraden aus dem vorherigen Band sind nun seine engsten Vertrauten, sogar der einäugige Kelgan, der lange ein Einzelgänger bleiben wollte. Mit Arianna steht eine Frau an seiner Seite, die nicht bloß zierendes Dekor, sondern eine tapfere Moyri-Kriegerin ist, die oft mehr Verstand beweist als ihr Liebster.

Sogar der Barde Silas befindet sich unter den Überlebenden und deutet an, nicht ganz das zu sein, was er vorgibt, doch wahrt der Autor die Geheimnisse dieser Figur, die nach dem vorherigen Geplänkel etwas unerwartet kommen, wenngleich man sich stets wunderte, dass mächtige Kämpfer getötet wurden und einer aus der eher hinteren Reihe immer irgendwie davonkam. Nur der Autor weiß, ob Silas‘ Rolle von Anfang an so geplant war, dass sie mit der Zeit an Bedeutung gewinnt, oder ob es sich zufällig so ergeben hat (das erste Buch erschien 2013!). Wie auch immer, falls Silas über Kenntnisse und Gaben verfügt, die er geheim hält, trägt er eine Mitschuld am Tod von so manchem Kameraden - und damit hat Stefan Burban Einiges gerade zu biegen, um dem Barden die Sympathien zu erhalten.

Denn die große Überraschung ist in diesem dritten Roman weniger der Umstand, dass sich die Söldner haben hereinlegen lassen, sondern dass die Serie mit der Tetralogie „Die Chronik des Großen Dämonenkriegs“ verknüpft wird (die außerdem einen Spin-off, „Die Falkenlegion“, erhalten soll). Diese Reihe muss man ebenfalls nicht kennen, doch hat man sie gelesen, stellt man prompt Vergleiche an hinsichtlich der Rollen von Kilian und Silas auf der einen, Adrian und Ariane auf der anderen Seite. Mehr möchte man gar nicht verraten, um dem Leser viele spannende Momente und Spekulationen nicht vorweg zu nehmen.

Gut lesbare Fantasy, die sich vor allem an ein männliches Publikum wendet, das Military-Elemente schätzt. Für die Gleichberechtigung gibt es etwas Frauen-Power inklusive harmloser Sex-Szenen, die die Action-Handlung nicht verwässern. Das Lektorat hätte etwas aufmerksamer sein dürfen, denn hin und wieder werden Namen/Figuren verwechselt, was das Lese-Vergnügen allerdings nicht schmälert. Auf die Fortsetzung wird gespannt gewartet.