Torsten Weitze: Ahren - Der 13. Paladin 1 (Buch)

Torsten Weitze
Ahren
Der 13. Paladin 1
Titelbild: Petra Rudolf
bene Bücher, 2019, Paperback, 430 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-947515-71-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Ahren ist vom Glück nicht eben begünstigt. Seine Mutter starb bei seiner Geburt und der Vater hat den Verlust nie verkraftet, er macht ihn insgeheim sogar dafür verantwortlich und ertränkt seinen Kummer in der Dorfschänke von Tiefstein. Bei der alljährlichen Eignungsprüfung will der Junge eine Lehrstelle beim Büttel ergattern, allein, ein alter Widersacher der Dorfjugend macht ihm die Stelle abspenstig. Ein Leben als ungebildeter Erntehelfer steht Ahren bevor, als der Waldläufer Falk vortritt und dem Jungen eine Chance gibt.

Die nächsten Jahre vergehen damit, das Leben im Wald kennenzulernen, sich vorzubereiten, durch den seit Jahrhunderten in der Bannsäule gefangengehaltenen ER, DER ZWINGT erschaffene Dunkelwesen entgegenzutreten.

Erste gefährliche Prüfungen stehen an - ER, DER ZWINGT hat seine Dunkelwesen ausgesandt, und auch Tiefstein wird heimgesucht.

Bei der Weihe zeigt sich, dass Ahren ein ganz besonderes Erbe anzutreten bestimmt ist. Ausgerechnet er, der Halbwaise, der von Vielen gemiedene Junge, soll der verheißende dreizehnte Paladin sein und im letzten Kampf IHM, DER ZWINGT gemeinsam mit den anderen Paladinen entgegentreten.

Bis dahin aber muss er noch so Einiges lernen, muss ernannt und bestätigt werden. Gemeinsam mit einem Einhorn, einem Wolf-Welpen, den der Junge dem Dunkel entrissen hat, einem unsterblichen Magier und seinem Meister macht Ahren sich auf, sein Schicksal anzunehmen. Es geht als Erstes ins Land der Elfen…


Die Älteren unter den Fantasy-Lesern werden sich erinnern: Die 80er brachten uns den ersten Hype um Fantasy-Romane. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ eroberte die Bestseller-Listen, die großen Verlage initiierten Fantasy-Reihen und Questen-Fantasy war in aller Munde. Insbesondere die kürzlich bei Blanvalet neu aufgelegten Reihen des Ehepaars Eddings boten hier bestes Lese-Futter - vorliegender Auftakt einer auf dreizehn Bände ausgelegten Sage wird im Waschzettel entsprechend beworben.

Und wirklich ist der Vergleich mit Eddings passend - der junge, entwicklungsfähige aber noch fehlbare Held, der vom Autor und Schicksal dazu ausersehen ist dem Bösen Einhalt zu gebieten, unsterbliche Magier, schlafende Götter, Gefährten und die Begegnungen mit Zwergen und Elfen - alles Elemente, die beide Serien miteinander verbinden.

Als Richard Schwartz seinen ersten „Askir“-Roman bei Piper vorlegte, kündigte dieser zwölf Bände an. Damals dachte ich noch, mal abwarten wieviele Bücher tatsächlich kommen werden - inzwischen ist die Reihe mit 14 Bänden abgeschlossen. Und auch Torsten Weitze hat bereits acht von 13 angekündigten Bücher publiziert - was nicht zuletzt für die Qualität des Gebotenen spricht.

Wenden wir uns diesem zu.

Torsten Weitze lässt sich Zeit - und vorliegend ist das auch gut so! Er baut seinen Protagonisten langsam, dafür sehr überzeugend auf. Wir können uns bestens in den Jungen, der im Verlauf der Handlung heranwächst, hineinversetzen. Seine Ängste, sein schweres Los, die Art, wie er zu einem Vater-Ersatz hingezogen wird, seine anfängliche Vorsicht, das Vertrauen, das sich nach und nach einstellt - all dies trägt zur inneren Überzeugungskraft des Romans bei.

Die Ingredienzien des Plots sind dabei nicht eben neu, aber die Mischung stimmt. Aufmerksam und interessiert verfolgen wir mit, wie sich die Queste langsam entfaltet, wie erste Konfrontationen mit den Sendboten des Widersachers anstehen und der Junge lernt. Er ist beileibe nicht fehlerlos, er ist dickköpfig und manches Mal naseweis, hat aber eine gute Seele und entwickelt sich prächtig.

Seine Gefährten entsprechen auch nicht so ganz dem Gewohnten: ein unsterblicher Zauberer im Körper eines Jugendlichen - da müssen wir von Gandalf doch ein bisschen umdenken. Die Handlung selbst läuft flüssig und interessant ab, das Tempo wird immer wieder variiert, nachdenkliche Passagen wechseln sich mit Action-Szenen ab, so dass keinerlei Ermüdungserscheinungen eintreten.

So ist dies ein gelungener Auftakt einer High-Fantasy-Queste traditioneller Art, die neugierig darauf macht, wie es wohl weitergehen wird. Versiert und stilistisch ansprechend verfasst, sorgfältig redigiert ist das Buch seinen Obolus auf jeden Fall wert.