Holly Rose: Reif trifft jung - junges Fleisch (Buch)

Holly Rose
Reif trifft jung - junges Fleisch
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 192 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-96641-825-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Bei Blue Panther Books sind bereits mehrere Bücher von der Autorin mit dem Pseudonym Holly Rose erschienen, die in ihren Erzählungen Blümchensex zwischen Menschen mit einem gewissen Altersabstand, lesbischen Beziehungen und auch BDSM thematisiert.

In „Reif trifft jung“ offeriert sie sechs Geschichten - eine siebte, „Die Frau im Wald“, kann man kostenlos über den beigefügten Code im Internet abrufen -, in denen verschiedene Spielarten abgedeckt werden, wobei es stets um Altersunterschiede, um „Frisches Fleisch“, geht, wie der Titel vorwegnimmt.

 

„Das geile Kindermädchen“ soll sich der beiden fiesen Rangen eines vermögenden Ehepaars annehmen, das längst getrennte Wege geht. Jessie, die sich mit diesem Job ihr Studium finanzieren will, möchte sich jedoch noch viel lieber um den Vater, einen mysteriösen Unternehmer, der ungern an die Öffentlichkeit tritt, kümmern, und ihre Erwartungen werden nicht enttäuscht. Leo ist gut erhalten und lässt sich nur zu gern von jemandem umgarnen, der seine Lebensfreude wieder zu erwecken weiß.

Nach einigen unbefriedigenden Bekanntschaften bleibt Pia, die nochmal ihren Spaß haben will, bevor sie zum Alteisen gehört, nur eine Option: „Toyboy gesucht!“. Sie trifft auf Leon, der all ihre Träume erfüllt und der seinerseits fasziniert ist von der lebhaften Frau mit den hohen Ansprüchen. Allerdings hütet er ein Geheimnis, das er ihr nicht vorenthalten will, selbst wenn ihre Beziehung darüber zerbricht - denn er liebt sie.

Oskar und Sabine sind „Der Dachdecker und die Azubine“. Als zukunftsorientierter Unternehmer hat Oskar keine Scheu, eine junge Frau einzustellen und in einem sogenannten Männerberuf auszubilden. Zwischen beiden funkt es sofort gewaltig, doch sich als Chef und älterer Mann mit einer, wenn auch volljährigen, Auszubildenden einzulassen, kann, so seine Sorge, problematisch werden.

Jessicas Chef geht in den Ruhestand und überlässt den florierenden Buchladen seinem Neffen Michael, der alles modernisieren und verjüngen will und darum die langjährige Angestellte entlässt. Jessica bekommt umgehend einen Job von ihrer Schwester angeboten, und weil man sich im Leben immer zwei Mal sieht, treffen schon bald „Die Domina und der Chef“, der auf Petplay steht, aufeinander.

„Wenn die Gräfin mit dem Gärtner“ eine Liaison eingeht, sinnt der gehörnte Ehemann, der seinen Pflichten nicht mehr nachkommen kann, auf Rache. Doch das sich liebende Paar ist sich einig und will nicht, dass der Graf einen Keil zwischen sie treibt.

Der Herzog mit den dunklen Neigungen erkennt sofort: „Lea - Geboren um zu leiden“ ist wie für ihn geschaffen. Erst wenige Tage arbeitet die junge Mutter eines Buben auf der Burg, als sie dem alternden Fürsten zur Verfügung stehen und seine abartigen Gelüste erfüllen muss. Was er ihr antut, bringt sie dem Tod immer näher.


Die ersten vier Geschichten sind in der Gegenwart angesiedelt, die beiden letzten nach dem Ersten Weltkrieg und im frühen 17. Jahrhundert. Aufgrund der den Storys innewohnenden Stimmung hätte man sich gewünscht, dass sich die Autorin für entweder zeitgenössische oder historische beziehungsweise wenigstens chronologisch angeordnete Beiträge entschieden hätte, denn so wirkt die Zusammenstellung etwas wie ‚Kraut und Rüben‘ oder ‚wir packen in das Buch, was gerade da ist‘.

Ebenfalls negativ fallen die vielen Fehler auf, die ein aufmerksameres Lektorat hätte ausmerzen können. Von falschen Namen über doppelte Worte und verkehrte Endungen (wie sie von den Korrekturprogrammen gern übersehen werden) einschließlich einer mangelhaften Zeichensetzung ist alles dabei.

Wer sich daran nicht stört (sofern er es überhaupt bemerkt), bekommt einige vergnügliche Kurzgeschichten geboten, die sprachlich nicht allzu deftig ausfallen und sogar eine Handlung rund um die erotischen Szenen mitbringen. Das heißt, Holly Rose kreiert stets ein kleines Szenario (den Haushalt einer reichen Familie, einen Dating-Service, einen Ausbildungsbetrieb, ein Domina-Studio, ein gräfliches Gut, die Burg eines Herzogs) und lässt in diesem die gerade notwendige Zahl an Protagonisten agieren, deren Hauptfiguren einander näherkommen, teils gewollt, mal unter Zwang, sogar mit unerwartetem Ausgang - wobei man zweifeln darf, ob um 1600 tatsächlich schon Duelle mit Schuss- statt mit Stichwaffen (zum Beispiel in Alexandre Dumas‘ „Die drei Musketiere“ duellieren sich die Charaktere mit dem Degen) ausgetragen wurden, zumal Musketen und frühe Gewehre lange von den Rittern abgelehnt wurden und die sogenannten Duellpistolen späteren Datums sind. Aber das sind Feinheiten, die jene, die sich bloß für Sex interessieren, nicht tangieren.

Besagter Sex wartet mit unterschiedlichen Spielarten auf, wird jedoch nicht zu grafisch, sodass selbst die Schilderungen der Grausamkeiten, die der Herzog Lea erleiden lässt, nicht zu drastisch ausgewalzt werden und auch für ein Publikum, das es moderat mag, akzeptabel sind.

Kurze Geschichten, flüssig zu lesen, einige kleine Schönheitsfehler - aber in der Summe für Leserinnen, die den Mix aus echter Handlung, Figuren, die ihre Rollen erfüllen, und nicht zu deftigen Erotik-Szenen mögen, genau das Richtige.