Disney: Hall of Fame 5: Paul Murry (Comic)

Disney: Hall of Fame 5
Paul Murry
Übersetzung: Susanne Walter u.a.
Lettering: Frans Stummer
Ehapa, 2005, Hardcover, 192 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-7704-0684-5

Von Frank Drehmel

Band 5 der »Hall of Fame«-Edition widmet sich einem weiteren der ganz großen Disney-Künstler, dem 1911 in Saint Joseph/Missouri geborenen und 1989 Palmdale/Kalifornien verstorbenen Zeichner Paul Murry.
Dank seines herausragenden Talentes gestaltet sich sein Oeuvre so vielfältig wie das kaum eines anderen Zeichners, wobei sich die Vielfalt nicht nur innerhalb seines Disney-Schaffens zeigte – Murry beherrschte jede Figur des reichen Disney-Pantheons, obgleich sein Vorliebe eindeutig dem Micky Maus\'schen Teil galt –, sondern auch in seiner Arbeit als freiberuflicher Cartoonist beziehungsweise Comicstrip-Verfasser.

Weil sich Murrys Hinterlassenschaft so außerordentlich umfangreich darstellt, kann im Rahmen eines knapp 200seitigen Sammelbandes nicht mehr als der sachte Versuch eines repräsentativen Überblicks über Werk und Schaffensphasen unternommen werden, was bedeutet, dass viele grandiose Geschichten erzwungenermaßen außen vor bleiben müssen und nicht jeder Leser mit der Auswahl zufrieden sein wird.
Gliederungssytematisch unterteilt der Herausgeber das Disney-Wirken Murrys in drei Phasen, die jeweils mit mehr oder weniger langen Storys illustriert sind.

1. Frühe Arbeiten von 1944–1953
In dieser Phase repräsentieren kürzere Geschichten um den dandyhaften Papageien Carioca, Gevatter Hase oder den großen und kleinen bösen Wolf das Werk, allerdings auch eine längere Micky-Maus- Story, »Der Rubin in der Lagune«, in der Micky und Goofy auf einer Expedition, in deren Verlauf sie einen großen Rubin finden, mit Karter Karlo aneinandergeraten.

2. Meisterwerke von 1955–1959
Hier liegt der Fokus mit Ausnahme eines »Ahörnchen und Behörnchen«-Comics ganz auf Micky-Maus-Geschichten, die in ihrem Umfang zwar variieren, die aber dennoch eindrucksvoll belegen, welche Meisterschaft der Zeichner gerade in der grafisch und kompositorisch nicht ganz einfachen Umsetzung Goofys zu dieser Zeit an den Tag legte. Dieser Periode werden im Sammelband Klassiker wie »Micky Maus: Die verschwundene Eisenbahn« und »Micky Maus: Kein Schatz am Elchsee« zugeordnet

3. Späte Zeichnungen von 1965–1984
Die vier Storys der letzten Schaffensphase sind nach wie vor um Micky Maus’ Entenhausen herum angeordnet, wobei ein One-Pager das Schwarze Phantom und eine 16-seitige Story Supergoof als Hauptprotagonisten präsentieren, zwei Figuren, für die Murry den zeichnerischen Standard entwickelte.

Ob man mit der Storyauswahl nun zufrieden ist oder nicht, die Geschichten diese Bandes, von denen sieben in deutscher Erstveröffentlichung erscheinen, vermitteln zumindest einen groben Eindruck von Murrys grafischem, sich entwickelndem Stil, auch wenn die Storys selbst zum Teil inhaltlich arg schwächeln – was allerdings nicht dem Zeichner zuzurechnen ist.
Herausragend ist der umfangreiche, fundierte redaktionelle Beitrag Germund Silvergreens, der nicht nur den Werdegang Paul Murrys nachzeichnet, sondern auch hilft, das Artwork zu würdigen beziehungsweise zu beurteilen.

Fazit: Für historisch interessierte Disney-Fans ein Must-Have, auch wenn die Storys inhaltlich nicht zu den besten des Genres gehören.