Caroline Hofstätter: Das Ewigkeitsprojekt (Buch)

Caroline Hofstätter
Das Ewigkeitsprojekt
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2019, Paperback, 168 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86042-676-8 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Es ist schwer zu sagen, ob es der Tag war, an dem mein Leben endete, oder ob es an diesem Tag begann, aber in jedem Fall war es ein großartiger Frühlingsmorgen. Sonnenstrahlen, blauer Himmel, alles dran.“

Schnell bemerkt Dr. Sarah Berger, dass dieser Morgen kein gewöhnlicher ist. Ihr Mann ist schon weg, seine Bettseite akkurat gemacht, das ungeliebte Bild ihrer Schwiegermutter ist aus dem Wohnzimmer verschwunden, und außerhalb ihres Hauses herrscht ein schier undurchdringlicher Nebel. Mit gemischten Gefühlen verlässt die Ärztin ihre Wohnung, nur um festzustellen, dass die Häuser ihrer Nachbarn leer sind, nicht mehr als perfekte Fassaden.

Über ihren Computer gelingt es ihr, Verbindung mit jemandem herzustellen, der sich Philomen nennt. Was dieser zu erzählen hat, stellt Sarahs gesamtes Weltbild in Frage.

„Ein neuer Tag. Der wievielte? Schwer zu sagen. Ich konnte hier fast alles erschaffen, aber ein vernünftiger Kalender war ein Ding der Unmöglichkeit. Papier? Verschwand jeden Morgen. Notizen auf meinem Laptop? Kerben im Türstock? Nichts davon konnte dem morgendlichen Neustart standhalten.“


Eine Kleinstadt ist von heute auf morgen ohne ersichtlichen Grund von all ihren Bewohnern verlassen. Um anfänglich Spannung aufzubauen, benutzt Caroline Hofstätter diese mysteriöse Situation, die nicht ganz neu ist, aber stets hervorragend funktioniert. Sobald Sarahs Rundgang im menschenleeren Hills View beendet ist, verwandelt sich der Roman auf ziemlich laxe Art in ein Science-Fiction-Szenario und etabliert einen komplett neuen Kontext.

Spannung und Atmosphäre brechen hier merklich ein. Die Wissenschaftlerin arrangiert sich erstaunlich schnell mit den nur vage skizzierten, neuen Gegebenheiten. Auf belastbare Hintergrundinfos, die eine nachvollziehbare Motivation für Sarahs weiteres Handeln liefern würden, wartet man vergeblich. So kommt auch Sarah dem Leser auf emotionaler Ebene nicht näher. Statt an dem Geschehen teilzuhaben, bleibt man in einer reservierten Beobachtungsposition.

Mit der Ankunft des exaltierten und zwielichtigen Paradiesvogels Lennard Parker-Gibbons („Doctor Who“ lässt grüßen) in Sarahs ‚Welt‘ schlägt der Roman erneut eine andere Richtung ein. Wieder ein Themenwechsel, der die vorherigen Handlungselemente einfach abhängt.

Mit dieser orientierungslosen Erzählweise gelingt es Caroline Hofstätter nicht, den Leser bei der Stange zu halten. Zu wenig erfährt man letztendlich über Sarah, um sich in die Figur einfühlen zu können. Die unstete Story und das sprunghafte Tempo tun ein Übriges, dass man sich gar nicht weiter in das Geschehen versenken möchte. Dem Roman fehlen ein belastbarer Unterbau und ein roter Faden.

Dank Grafiker Timo Kümmel, der für Covermotiv und -gestaltung verantwortlich zeichnet, ist das Buch ein echter Blickfang geworden.