Claire Legrand: Königsfluch - Die Empirium-Trilogie 2 (Buch)

Claire Legrand
Königsfluch
Die Empirium-Trilogie 2
(Kingsbane, 2019)
Übersetzung: Alexandra Rak und Ariane Böckler
Titelbild: David Curtis
Arctis, 2020, Hardcover, 716 Seiten, 24,00 EUR, ISBN 978-3-03880-032-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Tausende Jahre ist es her, dass die Engel auf Erden wandelten, Chaos und Leid verursachten. Erst die sieben Heiligen konnten sie besiegen und in einem magischen Gefängnis einsperren. Es ist prophezeit, dass die Pforte tief im Norden nicht ewig hält und mit dem Auftreten der Blutkönigin, die über alle sieben Spielarten der Element-Magie gebietet, fallen wird.

Eine Hoffnung hat die Menschheit dann noch: dieselbe Prophezeiung weissagt den Auftritt der Sonnenkönigin, die ebenfalls über alle sieben Spielarten der Begabung verfügt und die Macht hat, die Menschheit vor den sie knechtenden Engeln zu retten. Dass beide zur selben Zeit auf Erden wandeln, steht allerdings nirgends geschrieben.

Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt der Handlung. Über Jahrhunderte getrennt durch die Ufer der Zeit, verbindet sie doch das Band der Verwandtschaft, auch wenn sie einander kaum kennen lernen durften. Beide meinen es gut, suchen Frieden und Aussöhnung, wollen das Beste für die Menschen. Und doch sind sie unterschiedlich, wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten.

Rielle ist die Tochter eines geachteten Generals. Sie findet Zugang zu ihren Talenten der Elementherrschaft und wird, verführt von einem entflohenen Engel, angeleitet die Welt zu retten - oder doch eher, die Pforte zu öffnen?

Als sie die Pforte besichtigt, wird sie gewahr, wie brüchig das Gefängnis inzwischen ist. Ein erster Versuch, die Pforte wieder fest zu schließen misslingt. Die Wächter führen sie auf den Weg - es gilt, sieben wohl verborgene Urformen der Heiligen zu finden…

Jahrhunderte später arbeitet Eliana als Meuchlerin für das Imperium. Um das Überleben ihres kleinen Bruders zu sichern, hat sie sich und ihre Gaben in den Dienst des unsterblichen Imperators, eines auf Erden wandelnden Engels, gestellt. Doch dann schließt sie sich den Rebellen an, wendet sich gegen den Engel nur um von ihren unzuverlässigen Kräften allzu oft schachmatt gesetzt zu werden. Wird sie ihre Rolle als verheißende Retterin annehmen können, wird sie, allen Opfern zum Trotz, gegen den Engel in den Krieg ziehen?


Erneut hat sich die Verfasserin dafür entschieden, uns ihre beiden Handlungsstränge in alternierenden Kapiteln zur präsentieren. Und sie setzt ihren Mittelband ohne jegliche Zäsur da an, wo der erste Teil aufhörte; - sprich, die Handlung läuft nahtlos weiter.

Wie schon im Auftaktband haben Rielle ebenso wie die zunächst viel sympathischer und griffiger gezeichnete Eliana ihre Probleme, die jeweilige Rolle zu erkennen, anzunehmen und die Motivation derer um sie herum zu hinterfragen.

Dass wir Leser über den Prolog wissen, wer von den Beiden die Blutkönigin und wer die verheißene Retterin ist, trübt den Lesegenuss nicht. Allerdings, und hier ist der Unterschied zum ersten Teil auffällig, ist die Autorin dieses Mal recht weitschweifig unterwegs. Es gibt viele Figuren, die sie zu Wort kommen lässt, viel wird erklärt und nicht gezeigt - eigentlich typische Anfängerfehler, die ein sorgfältiges Lektorat hätte ausbügeln können, ja müssen. Und, der Roman hat seine Längen. Eine moderate Kürzung hätte dem Plot mehr als gut getan.

Stand im ersten Band Eliana noch ganz im Zentrum, so macht uns deren Unfähigkeit, auf gute Ratschläge zu hören, sich nachvollziehbar zu einer Persönlichkeit zu entwickeln, ratlos. Wo blieb die sympathisch gezeichnete junge Frau? Hier erwartet uns stattdessen eine besserwisserische Göre.

Natürlich hat die Autorin wieder einen mehr als fiesen Cliffhanger für uns parat, der die Zeit bis zu dessen Auflösung lang werden lassen wird. Bis dahin bleibt mir als Fazit, dass Legrand nicht ganz das Niveau des ersten Teils erreicht hat, dass das Buch schlicht zu lang geworden ist, die Geschehnisse aus zu vielen Winkeln betrachtet werden, aber Ansätze für ein triumphales Finale angedeutet werden.