Birds of Prey: Huntress (Comic)

Birds of Prey: Huntress
(Huntress (Vol. 3) 1-6, 2011/2012)
Autor: Paul Levitz
Zeichnungen: Marcus To
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Panini, 2020, Paperback, 140 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1774-4

Rezension von Elmar Huber

Kein neuer Kinofilm von Marvel oder DC, ohne dass Panini in den Archiven wühlt und etwas Passendes aus der Backlist (wieder-) veröffentlicht. Zum aktuellen „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ kamen nun Einzelbände zu Harley Quinn (die überhaupt nicht zu den Comic-„Birds“ gehört und erst in der „Birds of Prey“-Fernsehserie zu dem Team kam), Black Canary und eben auch zu Huntress in den Handel. Passend ‚ziert‘ ein Live-Action-Bild von Mary Elizabeth Winstead das Cover.

Die hier enthaltene Mini-Serie stammt aus den Jahren 2011/2012, ist auf deutsch bereits 2012 als „Batman“-Sonderband 39 erschienen und hat auch wenig mit der aktuellen Kino-Huntress zu tun. Wer sich also auf Girlspower-Gaga-Action freut, wird möglicherweise enttäuscht werden.


Stattdessen lernt der Leser Helena Bertinelli hier als mitleidlose Verbrecherjägerin mit ausgeprägtem Gerechtigkeitsempfinden kennen, die ihrer Beute, einem Ring von Mädchenhändlern, von Gotham bis in ihr Heimatland Italien folgt. Nachts tritt sie als Huntress in Aktion und kann den Verbrechern eine erste Niederlage beibringen. Doch Helenas Gegner sind extrem gefährlich. Sie gehen über Leichen und sind gut vernetzt. Sie bringt in Erfahrung, dass der Kopf der Mädchenhändler sogar Verbindungen zum Herrscher der Erdölnation Kufra unterhält, der ihn regelmäßig mit neuer Ware versorgt: die Töchter unliebsamer Dissidenten. Als Huntress an dem Herrscher ein Exempel statuiert setzt der Königssohn ein Kopfgeld auf sie aus.


„Jagdsaison“, so der deutsche Titel der Mini-Serie, gibt ohne lange Vorrede von Anfang an Gas. Der Band beginnt mit Helena Bertinellis Ankunft in Italien, hier schon auf der Spur eines Containers, in dem eine Gruppe von Mädchen illegal nach Gotham verschifft werden sollen. Von da an gibt es kaum eine Atempause. Bei ihren nächtlichen Einsätzen als Huntress arbeitet sie sich Stück für Stück in der Hierarchie des Verbrecherrings nach oben; tagsüber stellt sie als Helena Bertinelli, mit der Hilfe zweier Journalisten, Recherchen über ihre nächsten Zielpersonen an. Insgesamt ist die Story sehr geradlinig und schnörkellos geraten und legt ein gutes Tempo vor.

Zeichner Marcus To ist immer eine sichere Bank. Gerne zeigt er die kostümierte Huntress großformatig in Aktion, beherrscht aber souverän und ausnahmslos die komplette Szenerie. Außerdem gefällt das sonnige, südeuropäische Flair, das einen schönen Kontrast zum düsteren Gotham setzt, wo die „Bat“-Helden ansonsten in Aktion sind.

„Birds of Prey: Huntress” ist ein rasanter und schnörkelloser Vigilanten-Selbstjustiz-Thriller vor südeuropäischer Kulisse, der weder mit den Comic- noch mit den Kino-„Birds“ etwas zu tun hat.