Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 16. Februar 2020 10:50

Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren
Schweden 2017, Regie: Janus Metz Pedersen, mit Sverrir Gudnason, Shia LaBeouf u.a.
Rezension von Elmar Huber
1980 hat der 24jährige Björn Borg (Sverrir Gudnanson) bereits viermal in Folge das Tennisturnier von Wimbledon gewonnen. Er gilt als bester Tennisspieler der Welt, der seine Gegner mit maschinenhafter Kälte und Kontrolliertheit vom Platz fegt. In der Öffentlichkeit wird der Schwede wie ein Popstar gefeiert, doch lebt er in einer Blase der Perfektion und der Einsamkeit und sehnt sich nach einem normalen Leben. Ein neuer Gegner, der ihm dieses Jahr auf dem Rasen gefährlich werden könnte, ist der Weltranglisten-Zweite John McEnroe (Shia LeBeouf), ein Außenseiter der für seine impulsiven Wutausbrüche auf dem Platz bekannt und gefürchtet ist. Ihr Zusammentreffen im Männer-Einzel-Finale von Wimbledon wird zu einem nervenzerrenden Duell der Superlative.
Da sich der Film an die Fakten hält, weiß man natürlich, wie das Tennisduell 1980 ausgegangen ist, doch ist es schon eine bemerkenswerte Entscheidung, dieses Match als Höhe- und Schlusspunkt zu inszenieren, denn ein Jahr später hat McEnroe den Schweden tatsächlich geschlagen. So sieht man hier schon, dass „Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren“ nicht als Heldenstory à la „Rocky“ inszeniert wurde. Ganz im Gegenteil ergreift der Film zu keiner Zeit Partei für einen der beiden Spieler. Welcher der Sportler einem als Zuschauer nähersteht, muss jeder selbst entscheiden. Tatsächlich treffen sich beide (im Film!) zuvor nur einmal zufällig in der Umkleidekabine. Eine Szene, die von ihrer beiderseitigen Sprachlosigkeit lebt, die mehr ausdrückt als alle Worte. Seinen Widerhall findet dieser Moment zum Filmende, als sich beide noch einmal am Flughafen treffen, beinahe ebenso sprachlos, doch erfüllt von gegenseitigem Respekt, und sich am Ende gar in den Armen liegen. Texttafeln klären später auf, dass sich zwischen den beiden Rivalen in späteren Jahren, nachdem Borg seine Karriere beendet hatte, eine innige Freundschaft entwickelte.
„Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren“ schildert auf nüchterne Weise die letzten Tage vor dem legendären Wimbledon-Endspiel auf beiden Seiten. Trotz der kühlen Inszenierung wird hier mehr als deutlich, dass Borg müde ist und ihm der Rummel um seine Person über den Kopf wächst. Nahezu stoisch lässt er alles über sich ergehen, während McEnroe für seinen Sport brennt. Stellan Skarsgård sieht man hier in einer großartigen Rolle als Borgs Trainer Lennart Bergelin, der ihn als Jugendlichen entdeckt und seinen Profiweg begleitet hat.
Aufgefüttert wird diese heiße Phase durch Rückblicke in die Kindheit und Jugend der Spieler, in denen interessanterweise die Rollen komplett vertauscht sind. Hier ist Björn „Eisberg“ Borg der impulsive und wütende Spieler, John „Tennis-Arsch“ McEnroe ein Mathe-Genie und Klassenprimus. Sind also die beiden Männer als Kontrahenten gar nicht so verschieden, wie es auf den ersten Blick scheint?
Die Besetzung vor Shia LaBeouf („Transformers“) als John McEnroe ist natürlich ein fulminanter Casting-Clou und wird an einigen Stellen als „einzig mögliche“ bezeichnet, ist der einst als Wunderkind gehandelte LaBeouf in den letzten Jahren auch eher durch grenzwertige Aktionen abseits der Leinwand aufgefallen.
„Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren“ ist ein klasse gespieltes Sportler-Drama, das mit seiner Sachlichkeit überzeugt und auf übersteigertes Helden-Pathos verzichtet.
DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, schwedisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
keine