Breslin, Theresa: Das Nostradamus-Rätsel (Buch)

Theresa Breslin
Das Nostradamus-Rätsel
(The Nostradamus Prophecy, 2008)
Aus dem Englischen von Petra Koob-Pawis
Titelgestaltung von Hilden Design, München
cbj, 2009, Hardcover, 444 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-570-13653-9

Von Thomas Folgmann

Die 13-jährige Troubadourentochter Mélisande begegnet im Jahr 1566 auf dem Sommersitz der französischen Herrscher dem Seher Nostradamus. Dieser prophezeit während eines Abendessens eine grausige Blutnacht und Gefahr für das Leben des jungen Königs. Dieser ist an der Politik sowieso nicht wirklich interessiert, weshalb seine Mutter, Katharina von Medici, im Hintergrund die Fäden zieht. König Charles wird aber nicht nur von seiner Mutter beeinflusst, es finden sich immer wieder Menschen, die es schaffen, sein Vertrauen zu gewinnen.

All dies betrifft Mélisande noch gar nicht. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, die Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Schwester zu treffen. Doch Gier und Gewalt nähren die Macht der Mächtigen. Letztlich muss Mélisande fliehen und ihren Vater zurücklassen, um ihr eigenes Leben zu retten. Als Junge verkleidet begibt sie sich nach Salon, wo Nostradamus wohnt. Sie erhofft sich von ihm Hilfe und Gerechtigkeit gegenüber den Herrschenden, da doch insbesondere Katharina auf den Weissager zu hören scheint.
Doch Nostradamus ist todkrank, und er lässt Mélisande, die für einige Zeit bei ihm bleiben und in seiner Apotheke aushelfen kann, schlussendlich mit seinen letzten Prophezeiungen gehen. Diese Ausbildung wird ihr später helfen, es nach Paris an den Hof des Königs zu schaffen …

Die ungefähr drei Jahre, die dieser Roman abdeckt, vergehen wie im Flug. Der damaligen Zeit entsprechend ist ein junges Mädchen in Mélisandes Alter erwachsener, als es in der heutigen Zeit der Fall ist. So ist es nicht verwunderlich, dass ihr die Heirat mit einem wesentlich älteren Mann angetragen wird. Auch sonst ist es im Verlauf der Geschichte schwierig nicht zu vergessen, dass es sich bei Mélisande um ein Kind, eine Jugendliche handelt.
Allerdings werden Reisen und Aufenthalte eher beiläufig und ohne größeren Aufwand erzählt. Auch wenn um sie herum wenig eitel Sonnenschein herrscht, so ist der Protagonistin grundsätzlich das Glück hold: die Rettung vor Häschern diverser Widersacher, die Aufnahme in den Haushalt Nostradamus’, der Weg nach Paris. Selbst mit 16 Jahren kann sie sich noch problemlos als Junge verkleiden und geht als Helfer des Apothekers durch.
Der geschichtliche Hintergrund bleibt über den ganzen Roman hinweg präsent, die Probleme der Landbevölkerung oder der Menschen im Allgemeinen aber eher im Hintergrund. Das ist schade, denn ein wenig mehr Lokalkolorit hätte der Geschichte sicher gut getan.
So plätschert alles vor sich hin. Der eine oder andere mystische Traum, Tätowierungen, die Erinnerung wachrufen und nicht zuletzt die Prophezeiungen des Nostradamus … All das sind nur kurze Episoden im Leben einer Heranwachsenden, die einfach zu gut ist: hervorragende Musikerin, nahezu perfekt vom ersten Moment an in der Apotheke, in Verkleidung oft auch tagelang unter Männern unterwegs, ohne Verdacht zu erwecken.

Insgesamt ist der in der Ich-Form erzählte Roman kurzweilig und gut lesbar. Eine nette historische Erzählung die aber nicht wirklich das Interesse an der Geschichte, den historischen Fakten selbst, weckt. Etwas mehr Realismus, sowohl die Protagonistin betreffend, aber mehr noch deren Umfeld, wäre wünschenswert gewesen.