Titania Special 15: Die Schöne und das Biest, Gabrielle-Suzanne Barbot de Vileneuve (Hörspiel)

Titania Special 15
Die Schöne und das Biest
Gabrielle-Suzanne Barbot de Vileneuve & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Max Schautzer, Gerhard Fehn, Fabienne Hesse u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 65 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8017-6

Rezension von Christel Scheja

Diesmal sind die Kreativen von Titania Medien nicht dazu gekommen, das „Titania Special“ noch vor Weihnachten herauszubringen, es wird aber nun nachgereicht. Diesmal ist mit „Die Schöne und das Biest“ ein Kunstmärchen an der Reihe, das die Meisten vermutlich nur durch die Disney-Verfilmungen kennen, aber nicht das Original selbst, das doch in einigen Dingen anders ist.

 

Belle ist die jüngste Tochter eines reichen Kaufmanns. Sanft, bescheiden und fleißig wird sie von ihren Schwestern nur ausgenutzt, denn diese sind selbstsüchtig und eitel. Auch ihr Wunsch, dass der Vater ihr von seiner nächsten Reise nur eine Rose mitbringen solle, wird verlacht. Doch genau das bringt den Vater in Gefahr, denn in einem verwunschen wirkenden Schloss, will er eine Rose mitnehmen, weil er diese ganz vergessen hat. Der Herr der Burg stellt ihn zur Rede und erklärt nun, dass er ihn nur freiließe, wenn eine seiner Töchter bereit dazu ist, anstelle ihres Vaters bei ihm zu leben. Für Belle ist dieses Opfer selbstverständlich. Sie stellt sich dem Biest und lernt es nach und nach kennen und lieben. Vielleicht helfen ihr auch ihre Träume dabei, in denen ihr eine weise alte Frau und ein wunderschöner Prinz erscheinen.


Wer sich auf die Geschichte einlässt wird verwundert sein, bietet das Märchen doch erst einmal eine Konstellation wie in „Aschenputtel“. Auch hier ist die bescheidene, liebe und freundliche Belle nachher die Gewinnerin, ihre neidischen Schwestern sehen am Ende in die Röhre. Sie übernehmen auch die Rolle des Bewerbers, der in den Filmen die Schöne umwirbt und am Ende sogar das Biest in Lebensgefahr bringt.

Die Geschichte nimmt sich Zeit, die Figuren einzuführen und die junge Heldin mit dem Biest interagieren zu lassen. Sie merkt deshalb schnell, dass unter all der Wildheit und dem aufbrausenden Temperament auch ein sanfter und liebenswerter Kern steckt. Allerdings ist auch sie nur ein Mensch, der zunächst mehr auf dem „Traumprinzen“ steht und eher durch ihn dazu bewegt wird, ihr Herz zu öffnen. Die Geschichte spiegelt die Moral der Entstehungszeit des Märchens wider, belohnt die moralisch einwandfreie und liebenswerte Schöne und lässt auch die Auflösung des ganzen Zaubers weniger dramatisch erscheinen.

Aber das tut dem Hörspiel keinen Abbruch. Die Sprecher leisten gute Arbeit, sie erwecken eine märchenhafte Atmosphäre durch ihr Spiel und verzaubern mit poetisch wirkender Sprache. Dabei sind die Nebenfiguren meist Zuträger, der Fokus liegt eindeutig auf den Hauptfiguren. Musik und Sound-Effekte vertiefen die Stimmung noch.

Die Adaption von „Die Schöne und das Biest“ ist wieder interessant für alle, die bisher nur die Disney-Versionen kannten. Sie werden durch die Umsetzung des ursprünglichen Märchens vielleicht weniger Action erleben, wohl aber ein mystisches und poetisches Szenario, das sich trotz der Nebenfiguren immer auf Belle und den verwunschen Prinzen konzentriert.