Gabriel Weidenberg: Die Hand des Imperators - Die Mung’un-Krise 1 (Buch)

Gabriel Weidenberg
Die Hand des Imperators
Die Mung’un-Krise 1
Titelbild: Ahmed Akib
Anatheum, 2019, Paperback, 595 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-98211-040-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Vor ein paar Jahren noch galt er als einer der versiertesten Ermittler der Polizey in Bar’Tain; die Rede ist von Xamuel Nerweter. Dann legte er sich im Verlauf seiner Untersuchungen mit dem Adel an und musste diesen Fauxpas büßen. Er konnte noch froh sein, dass man ihn nicht einfach entlassen und er sich zu den armen Hunden in die Unterstadt gesellen musste. Man gab ihm ein Gewehr der Alten, einen Haufen Patronen und die Stelle eines Polzichters, eines Mannes, der für Recht und Gerechtigkeit gleichermaßen in den Weiten des Hinterlandes sorgt.

Dort ist er Jäger, Ankläger und Richter in Personalunion - bis ihn ein alter Freund, dem er sein Leben schuldet, zurückholt. Dahin, wo er niemals im Leben wieder zurückkehren wollte, in die Stadt die im Qualm der Fabriken erstickt, in deren Straßen und Gassen der Ssung seine Drogenopfer hinterlässt und in der seine alten Feinde ihn schon mit rachsüchtigen Plänen erwarten.

Er soll eine Mordreihe an Adeligen aufklären. Ihm zur Seite stellt sein Vorgesetzter eine der Wenigen, die es aus der Unterstadt in die Ränge der Polizey geschafft haben. Ihre Gegner: Betrüger, Diebe, Aufständische, Verräter, Agenten, Terroristen und ein Serienkiller. Dass sie dabei einer großen Verschwörung auf die Spur kommen bedingt, dass ihr Leben fortan sehr, sehr interessant im Sinne von lebensbedrohlich und gefährlich wird.


Ein neuer Verlag betritt die Bühne, ein Verlag, der sich die Publikation Phantastischer Literatur auf seine Fahnen geschrieben hat.

Gleich die erste Veröffentlichung weist den Weg, wobei das Schlagwort Steampunk auf dem Cover eher irreführend als zutreffend ist.

Es geht um die Ermittlungen eines ungleichen Duos im Auftrag der Ordnungsmacht in einem fiktiven Staat. Dass dieser auf den Ruinen und Überbleibseln einer früheren Hochtechnologie-Kultur errichtet wurde, dass die Adeligen ihre Arbeiter gnadenlos knechten und ausnutzen, dass die Nutzung von Dampfmaschinen, der Kampf um Ressourcen und technischen Errungenschaften das Handeln der Mächtigen leitet, ist dabei ein zwar seltenes aber kein gänzlich neues Motiv.

Zusammen mit unserem markanten Ermittlerduo - und hier sollte man in keinster Weise einen Detektiv und dessen Stichwortgeber im Hinterkopf haben - lernen wir die Stadt, genauer gesagt deren Schattenseiten kennen.

Im Verlauf des Plots erschließt sich uns nicht nur die geostationäre Situation, sondern auch die Machtpyramide innerhalb des Reiches, lernen wir Adelige wie Menschen aus der Unterschicht kennen und erfahren, dass diese so verschieden gar nicht sind.

Der Text selbst liest sich spannend und interessant, teilweise rasant. Wie bei vielen Erstlingswerken ist auch hier zu konstatieren, dass der Roman insgesamt zu lang geraten ist, ein paar Wendungen zu viel inkludiert wurden und auch die Logik so manches Mal auf der Strecke bleibt. Ein sorgfältiges Lektorat hätte hier die Handlung straffen können.

Unsere Zwei haben fast so viele Leben wie Katzen, überstehen Anschläge und Anfeindungen zuhauf und lassen in ihrer Suche nach Motiv und Täter(n) nicht locker. Hier nimmt der Autor seine Leser an den Haken und zieht sie mit der Frage in seine Handlung, was sich wohl hinter den Verbrechen verbirgt.

Insgesamt gesehen ein vielversprechender Auftakt einer auf mehrere Teile ausgelegten Reihe, vorgestellt von einer jungen Stimme, die zu erzählen weiß.