Arne Hoffmann: Bondage - Die Kunst des erotischen Fesselns (Buch)

Arne Hoffmann
Bondage - Die Kunst des erotischen Fesselns
Blue Panther Books, 2019, Hardcover, 124 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-936-9

Rezension von Irene Salzmann

Seit „50 Shades of Grey“ ist Bondage kein Tabu-Thema mehr - oder etwas, das bloß Porno-Konsumenten, die es auch mal ein bisschen kinky mögen, anschauen beziehungsweise das auf die SM-Szene beschränkt ist. Softe BDSM-Einlagen findet man schon länger beispielsweise in erotischen Liebesromanen und den Paranormal Romances. Auch im Bereich Comic und Manga gehen die Autoren weiter als früher. So thematisiert Ryuta Amazume in der Manga-Serie „Nana & Kaoru: Fesselnde Liebe“ ausführlich diese Spielart in ansehnlichen Bildern und nachvollziehbaren Erläuterungen im Rahmen einer humorig-erotischen Handlung, adressiert an (in erster Linie männliche) Leser ab 16 Jahre.

Arne Hoffmann, der bereits eine Vielzahl Titel veröffentlicht hat, die über Vanilla Sex hinausgehen, wendet sich mit „Bondage“ an Anfänger, die sich für „Die Kunst des erotischen Fesselns“ interessieren, aber unsicher sind, ob das wirklich das Richtige für sie ist, und wissen möchten, was zu beachten ist, falls sie es ausprobieren möchten.


Der Autor informiert zunächst über die unterschiedlichen Beweggründe, weshalb jemand seinem Partner Fesseln anlegen mag beziehungsweise dieser sich das wünscht. Meist ist der eine dominant, der andere devot veranlagt, eventuell auch mit sadistischer respektive masochistischer Veranlagung, aber nicht zwangsläufig. Es kann durchaus auch nur der Reiz sein, den Gefährten kunstvoll zu verschnüren, sich an den Berührungen und dem Anblick zu erfreuen, während dieser die Verantwortung abgibt, die Behandlung und das sich fallen Lassen genießt. Wichtig ist herauszufinden, was jeder von einer solchen Session erwartet, damit die jeweiligen Bedürfnisse erfüllt werden und keiner etwas tun muss, was er ablehnt.

In diesem Zusammenhang lautet ein weiteres Gebot zu wissen, ob es gesundheitliche Einschränkungen gibt, von denen abhängig ist, womit wie lange in welcher Position gefesselt werden darf unter Aussparung einiger Tabu-Zonen mit hohem Verletzungsrisiko. Selbst wenn man den Partner sehr gut kennt, sollte man ein Safe-Word oder -Zeichen vereinbaren, das nicht versehentlich ein Rollenspiel unterbricht, aber auch bei einer Knebelung einen notwendigen Stopp bewirken kann.


Schon an dieser Einleitung merkt man, dass für Arne Hoffmann die Sicherheit der Beteiligten an erster Stelle steht, wodurch der Ratgeber an Seriosität gegenüber anderen Büchern, in denen die Techniken an erster Stelle stehen, deutlich gewinnt. Er rät zudem eindringlich, immer das notwendige Equipment in Bereitschaft zu halten, mit dem der Gefesselte sofort befreit werden kann, falls gesundheitliche Probleme, Panikattacken oder ähnliches auftreten.

Zwar sind die Anmerkungen in erster Linie an den Ausführenden adressiert, doch einige Worte richten sich auch an den passiven Teilnehmer, damit er nicht vergisst, dass auch er lenkend eingreifen kann und sich sofort melden soll, ja, muss, wenn etwas nicht stimmt. Er ist nicht verpflichtet, etwas auszuhalten, was für ihn schlecht ist.


Danach geht Arne Hoffmann ins Detail und stellt einige gängige Objekte vor, mit denen man den Partner fesseln kann, wobei er auch die jeweiligen Vor- und Nachteile nennt: Kleidungsstücke wie Krawatten und Schals, Seile aus verschiedenen Materialien, Lederriemen, Ketten, Handschellen, Knebel, Augenbinden und so weiter. Ebenfalls berücksichtigt werden die möglichen Posen, die den Partner mehr oder minder belasten können, so dass man sehr genau auf seine Reaktion achten muss, um eine gesundheitliche Gefährdung zu vermeiden, denn diese wird bei solchen Praktiken grundsätzlich in Kauf genommen, wessen sich jeder bewusst sein sollte.

Es geht weiter zu Spezialpraktiken wie die ‚Mumifizierung‘ mit Haushaltsfolie oder Bandagen, SM-Spielen, Psycho-Bondage usw. Von Solo-Bondage wird grundsätzlich abgeraten, aber wohlwissend, dass Singles sich nicht von Warnungen abhalten lassen, gibt der Autor Tipps, um das Risiko eines womöglich tödlichen Unfalls zu minimieren.

Auf Ausführungen zu ausgefallene Knoten- und Bindetechniken und derlei wird hier bewusst verzichtet, da reiner Text nicht anschaulich genug ist und es andere Bücher für diverse Spezialgebiete und YouTube-Videos dazu gibt. Auf jeden Fall soll man zuvor viel üben, damit jeder Fessler genau weiß, was er tut, um dem Partner keine irreversible Schäden zuzufügen.

Ein vierseitiger Anhang wartet mit einer Liste weiterführender Literatur auf, anhand der man sich weitere Informationen holen kann.

Ebenfalls mit dabei ist ein Code für einen Gratis-Download von Arne Hoffmanns Story „7 Tage in Fesseln“ sowie eine dreiseitige Leseprobe aus Julia Hopes „Lass mich kommen!“.


Arne Hoffmann informiert Bondage-Beginners seriös über mögliche Probleme und Gefahren, verschiedene Fesselspiele und spezielle Varianten. Es ist eine Einstiegslektüre, anhand der man austesten kann, ob man an dieser Spielart Gefallen findet und bis zu welchem Punkt - oder ob man sich lieber auf harmlosere Weise vergnügt.