Heilstätten (DVD)

Heilstätten
D 2018, Regie: Michael David Pate, mit Tim Oliver Schultz, Emilio Sakraya, Nilam Farooq u.a.

Rezension von Elmar Huber

Der ehemalige Krankenhauskomplex ‚Beelitz-Heilstätten‘, nahe Berlin, genießt in einschlägigen Kreisen einen gewissen verlockenden Ruf, sollen sich doch nahe den Ruinen immer wieder rätselhafte Begebenheiten und sogar Todesfälle ereignen. Nicht zuletzt deswegen haben die YouTuber Charly, Finn, Betty und Emma die verfallene Anstalt als Austragungsort einer 24-Stunden-Challenge gewählt.

Mit Hilfe des Medizinstudenten Theo (Tim Oliver Schultz) verschaffen sie sich Zutritt zu dem ehemaligen Klinikgelände, positionieren dort ihre Kameras - auch Wärmebildkameras - und bereiten sich noch unbeschwerter Stimmung auf die folgenden Stunden vor. Wenig überraschend kommt es, wie es kommen muss, und einige unerklärliche Ereignisse versetzen die Web-Stars in einen nervösen Alarmzustand; und bald fordert die Nacht ein erstes Todesopfer.

 

Gilt der ‚(Lost) Asylum-Horror‘ eigentlich schon als eigenes Horror-Subgenre? Genügend Titel würden auf jeden Fall zusammen kommen, denen sich nun an xter Stelle auch die deutsche Produktion „Heilstätten“ anschließt. Auch für die Umsetzung im Found-Footage-Stil gibt es heuer, 10 Jahre nach „Paranormal Activity“, keinen Originalitätspreis mehr zu gewinnen. Punkten kann man allerdings mit der zugegeben wirkungsvollen Lost-Places-Atmosphäre ‚direkt vor der Haustür‘ (die übrigens der Heilstätte Grabowsee zu verdanken ist, wo gefilmt wurde). Auch mit den angesagten Schauspielern Tim Oliver Schultz („Club der roten Bänder“) und Sonja Gerhardt („Deutschland 83“, „Ku’damm 56“) hat man noch einige Pfunde auf der Haben-Seite, mit denen es sich gut wuchern lässt.

Dass eine YouTube-Challenge das Ganze in Gang bringt, ist auch gar nicht so abwegig und liefert eine plausible Erklärung für das ganze Rohfilm-Material. Was die nächtlichen Eindringlinge erwartet, hat man jedoch genauso gut oder so schlecht schon dutzende Male gesehen, ein austauschbares Abspulen von Schreck- und (Pseudo-) Spannungsmomenten. Einige gelungene Szenen, die den Figuren mehr Profil verleihen würden, sind vorhanden, werden jedoch nicht konsequent weiterentwickelt. Eine konventionelle Filmweise hätte mit ihren unterstützenden Möglichkeiten (Kamerafahrten, Musik) möglicherweise noch Einiges gerettet.

Erst gegen Ende, als sich eine effektvolle Pointe präsentiert, gelingt es, die Aufmerksamkeit des Zuschauers wieder zu fesseln. Doch hätte auch dies in konventioneller Erzählweise deutlich wirkungsvoller realisiert werden können.

Insgesamt bleibt das Hauptproblem, dass die hyperaktiven und konturlosen YouTube-Spacken dem Zuschauer herzlich humpe sind und am Ende wenigstens die Backen halten. Die Chance, dem Publikum die Menschen hinter der Influenzer-Kamera nahezubringen, wurde großzügig umschifft.

„Heilstätten“ fügt sich dank einiger ungenutzter Ansätze nahtlos in die lange Liste halbgarer Found-Footage-Horror-Streifen ein.


DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1
Untertitel: keine

DVD-Extras:
keine