Arno Endler: Paracelsus (Buch)

Arno Endler
Paracelsus
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2015, Paperback, 246 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86402-199-2 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Armin Möhle

Die „Paracelsus“ ist ein Raumschiff, das sich zu einem Wrack entwickelt. Immer mehr Systeme stellen ihre Funktionen ein, die Computer brechen zusammen, die Lebenserhaltung arbeitet nur noch in Teilen des Raumschiffs. Und als wäre das alles schon nicht genug der Probleme, droht die „Paracelsus“ außerdem noch in ein Schwarzes Loch zu stürzen. In dieser aussichtslosen Situation erwacht Kapitän Julian Egopartes ohne Erinnerung an seine Vergangenheit und an die Fachkenntnisse, die er als Kommandant eines Raumschiffs haben müsste…

Das hält ihn aber nicht davon ab, mutig und unverdrossen den Kampf gegen die drohende Katastrophe aufzunehmen, der auch zu einer Suche nach seiner Identität wird. Neben der zweiköpfigen Besatzung hat die „Paracelsus“ auch eine Handvoll sehr eigenwilliger Fluggäste an Bord, die einer nach der anderen von einem blinden Passagier mehr oder minder blutig bis splattermäßig gemeuchelt werden. Und der wahrscheinlich auch den Massenmord an der übrigen Besatzung des Raumschiffs auf dem Gewissen hat. Julian Egopartes wird von Erinnerungsfragmenten heimgesucht, die in unregelmäßigen Abständen auftauchen und die er nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen kann.


Arno Endler spult die Handlung flott und stringent, wendungs- und ideenreich ab. Trotz aller blutigen Effekte ist es ein Vergnügen, dem Geschehen, das auch seine amüsanten Aspekte hat, zu folgen. Die Auflösung wirkt zunächst wie ein Bruch, da der Autor den Handlungsschauplatz radikal wechselt, bringt den Roman aber durchaus zu einem schlüssigen Ende. In seinem Nachwort gibt er zu, von dem Roman „Die fünfte Sally“ (u. a. Heyne, 1983) von Daniel Keyes inspiriert worden zu sein, der das Schicksal einer jungen Frau schildert, die an einer multiplen Persönlichkeitsspaltung leidet - „Die fünfte Sally“ eben.

Arno Endler ist mit „Paracelsus“ aber durchaus ein eigenständiger Roman gelungen, der zwar nicht genauso komplex wie „Die fünfte Sally“ ist, sich aber in einem größeren Ausmaß aus dem Ideen- und Motivfundus der Science Fiction bedient (womit nicht nur die Szenen gemeint sind, die in der „Paracelsus“ spielen) und zudem eine weitere Wendung in der Handlung nicht vermissen lässt.