Storm 6: Das Geheimnis der Neutronenstrahlen (Comic)

Storm 6
Das Geheimnis der Neutronenstrahlen
(Storm: Het Geheim van de Nitronstralen)
Text: Dick Matena
Artwork: Don Lawrence
Übersetzung: James ter Beek und Nikolaus Danner
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 64 Seiten,15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-53-6

Irene Salzmann

Der Astronaut Storm wird durch einen Unfall aus dem 21. Jahrhundert gerissen und weit in die Zukunft geschleudert. Auf der Erde findet er jedoch keine hochstehende Zivilisation vor sondern nur deren kläglichen Überreste. Invasoren aus dem All, die Azurier, haben den Planeten erobert und die Menschheit in die Barbarei zurückgestoßen. Als sie Storm entdecken, stufen sie ihn als Bedrohung ein und beginnen eine gnadenlose Jagd.

Zusammen mit Rothaar und einigen neuen Freunden nimmt Storm den Kampf auf. Es gelingt den Verbündeten, den Azuriern eine empfindliche Niederlage beizubringen, aber durch Verrat scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Und noch eine Gefahr wird entdeckt: Einzelne Azurier mutierten durch Strahlung und haben große Geisteskräfte entwickelt. Setzen sie diese gegen die Menschen ein, ist alles verloren. Durch das Mädchen Bitak kommt es beinahe zur Katastrophe …

Inzwischen hat Storm ergründen können, weshalb die Menschheit auf den Entwicklungsstand bronze- oder eisenzeitlicher Kulturen gesunken ist. Gleichzeitig musste er seine Hoffnung begraben, einen Weg zu finden, der ihn in die eigene Zeit zurückbringt. Längst hat er sich den Gegebenheiten auf der ihm fremden Erde angepasst und ist zum Anführer jener geworden, die sich gegen die Azurier auflehnen.

Obwohl Dick Matena und Don Lawrence mit den gängigen Motiven arbeiten, die für phantastische Comics in den 1970/80er Jahre charakteristisch sind – wie zum Beispiel der Überheld, der über viele nützliche Kenntnisse verfügt und Neues im Handumdrehen lernt, seine Begleiterin, die vor allem dazu da ist, dass sie von ihm gerettet wird, wechselnde Kameraden, die seine Überlegenheit betonen –, überraschen sie damit, dass sie die Azurier differenziert darstellen. Nicht alle Invasoren sind ‚böse‘ und wollen die Menschheit knechten, sondern viele würden gern mit diesen in friedlicher Koexistenz leben. Nachdem eine Weile der Fantasy-Aspekt etwas stärker betont wurde, um die Erde der Zukunft vorzustellen, dominieren nun wieder die SF-Elemente. Storm reist zu anderen Planeten und entdeckt mutierte Azurier, die Psi-Kräfte haben. Hier machen es sich die Künstler ein bisschen zu einfach, indem sie ein junges Mädchen zum Dreh- und Angelpunkt neuer Probleme erklären. Bitak ist bockig und will stets mit dem Kopf durch die Wand, um ihren Spieltrieb zu befriedigen – mit schlimmen Folgen. Die erwachsenen Charaktere vermögen zu überzeugen, nicht aber Bitak, die zu simpel und eindimensional dargestellt wird. Das stört das Lesevergnügen jedoch nicht weiter, zumal man im Hinterkopf behält, dass der Comic bereits dreißig Jahre alt ist und man nicht die heutigen Maßstäbe anlegen darf.

„Storm“ ist ein Klassiker wie „Trigan“, „Prinz Eisenherz“ oder „The Savage Sword of Conan“, der sich an ein reiferes Publikum wendet, das mit diesen Titeln großgeworden ist und die Charakteristika als solche akzeptiert. Außerdem weiß es, die großartigen Illustrationen zu schätzen, die eine ganz andere Ausstrahlung haben als die am PC erstellten Bilder zeitgenössischer Künstler. An die Leser ab 40 Jahre, die „Storm“ von früher kennen, ist die Collectors Edition adressiert: Jeder Band erscheint als Hardcover-Album mit Extra-Seiten, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben, und einem herausnehmbaren Farbdruck.

Zweifellos ist „Storm“ einer der Top-Titel von Splitter und praktisch ein Geschenk für die Sammler, die sich die Reihe nun in wunderschönen Aufmachung ins Regal stellen können.