Jon Athan: Die Hölle der Ashley Collins (Buch)

Jon Athan
Die Hölle der Ashley Collins
(The Abuse of Ashley Collins, 2017)
Übersetzung: René Ulmer
Festa, 2019, Paperback, 200 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Es ist schon eine Krux mit Kindern. Nicht genug, dass Logan mit seiner Arbeit als Hausmeister und der Aushilfstätigkeit als Hilfsschreiner nicht wirklich viele grüne Scheine nach Hause bringt, seine 17jährige Tochter Ashley ist voll in der Pubertät. Sprich, sie hört nicht, sie testet Grenzen aus, überschreitet diese und legt sich lautstark mit dem Familienoberhaupt an.

Eines Nachts findet er einen Jungen inflagranti mit ihr im Bett, am nächsten Tag beleidigt sie ihn auf der Veranda lautstark - so dass es auch ja alle Nachbarn mitbekommen. Und es wird schlimmer: Am folgenden Tag schlägt sie ihm ins Gesicht. Das will, das kann er nicht auf sich sitzen lassen. Nicht nur seine väterliche Autorität ist angeknackst, sie bringt auch seinen jüngeren Sohn auf Ideen.

Logan ruft den Familienrat ein. Er will seine Tochter bis nach den Sommerferien erziehen. So, wie man ihn einst erzogen hat. Mit Strafen, mit Schmerzen, wenn es denn sein muss.

Sie binden Ashley im Keller an einen Pfahl, dann gehen die Schläge los.

Doch wehe, wenn Ashley je einmal frei kommt… „Die Rache sei mein“, sprach Ashley.

 

Jon Athans Kurzroman beginnt eigentlich ganz im Hier und Jetzt. Er stellt uns eine typische weiße US-Familie vor - aufrechte Rednecks, die Drogen und Kriminalität dankend von sich gewiesen haben, die versuchen mit ihrer Hände Arbeit über die Runden zu kommen. Dass ihre Tochter rebelliert ist altersbedingt normal, dass sie aber von einem inneren Hass auf den Vater getrieben wird, nicht.

Was dem Leser hier begegnet ist weit von einer Idylle entfernt. Man bemerkt die Verzweiflung des Vaters ob der Rolle als Familienernährer, die er kaum ausfüllen kann. Zudem sieht er sich selbst als schlechten Ehemann und Vater - etwas, das in ihm Aggressionen und Frustrationen weckt. Diese lässt er, von Ehefrau und Sohn als Komplizen bestätigt, dann an seiner gefangenen Tochter aus. Hier überschreitet er sämtliche Grenzen, es wird geschlagen, ja gefoltert, dass einem das hilflose Opfer nur leidtun kann.

Insoweit bietet die längere Novelle dem Fan des Extrem-Horrors entsprechende Beschreibungen satt, die die Lektüre vorantreiben und den Voyeur von ungezügelter Gewalt im Leser befriedigen.